Velle Verlag | Hallo Ludwigsburg

View Original

Abgecheckt: Japan-Kochkurs in der Kochschule ChinChin

Scharfe messer, Stäbchen und Spicy Tteokbokki

Wenn ich, Tabea, ostasiatisch koche, kommt meistens Gemüse-Wokpfanne mit Reis auf den Tisch.

Damit da künftig mehr Vielfalt reinkommt, mache ich heute, an einem Samstag Ende Januar, bei einem Kochkurs der neuen Asia-Kochschule ChinChin mit. Ich checke für euch ab, wie sowas abläuft, welche Leute man dort trifft und natürlich: wie das selbst zubereitete Essen schmeckt.



Neu in ludwigsburg

Kochschule
Chinchin


Die Location

Die Kochschule ChinChin befindet sich im Türmchen der Wilhelm-Galerie ganz oben auf dem Parkdeck. Alles hier ist nagelneu, modern und stylisch eingerichtet. Tatsächlich stand der Turm zehn Jahre lang leer, bevor Inhaberin Qin Xie in letzten Herbst renovieren ließ. In dem hohen und hellen Raum befinden sich neun Kochstationen, die man sich jeweils zu zweit teilt. An einer langen Tafel neben den Kochstationen nehmen alle Teilnehmenden mehrmals am Abend Platz und verköstigen ihre selbstgekochten Gerichte. Hinter einer großen Glaswand gibt es zudem einen Seminarraum, den Inhaberin Qin Xie an Firmen vermietet. Wir sind heute Abend der zweite offene Kurs, den jede:r besuchen kann – erst im Dezember 2023 hat die neue Kochschule in Ludwigsburg eröffnet.

Im Rezeptheft wird Schritt für Schritt erklärt, wie man die Gerichte zubereiten soll.

Gekocht wird mit Kochstäbchen – für mich eine neue Erfahrung!

Der Kochabend

Erstmal die Facts: Unser Kurs unter dem Motto »Korea und Japan« beginnt um 17:30 Uhr und endet um 22 Uhr an einem Samstagabend. Nach Sektempfang, gemeinsamer Vorstellungsrunde und kurzer Einführung geht es mit dem Kochen los. Wir sind 18 Teilnehmende, drei Helfende in der Küche und Inhaberin Qin Xie. 

Unsere Gruppe besteht im Wesentlichen aus jungen, kinderlosen Paaren. Fun Fact: Ausnahmslos alle Männer dieser Pärchen bekamen den Kochkurs von ihrer Partnerin zu Weihnachten geschenkt. Dann ist noch eine Mutter, von Beruf Krimibuchautorin, mit ihrer Tochter dabei. Sie recherchiert heute für ihr neues Buch und fühlt sich durch den Anblick der scharfen Küchenmesser zu blutrünstigen Geschichten inspiriert. Weiterhin am Start: vier Einzelpersonen (inklusive mir) – alle angetreten, um die eigenen ostasiatischen Kochkünste zu verbessern.



Kochkurs-Teilnehmende kommen
aus der ganzen Region Stuttgart

Überrascht hat mich, dass die Leute teils weite Wege auf sich genommen haben, um dabei zu sein: Aus Tübingen und Esslingen kamen einige, auch aus Stuttgart waren mehrere Leute dabei. »Es gibt sonst keine asiatischen Kochkurse in der Region«, meinte eine junge Frau. Tatsächlich sind Asiakochkurse eine Seltenheit. In Bietigheim gibt es noch einen vergleichbaren Anbieter, bei dem man die Sushi-Zubereitung lernen kann.

Jetzt aber ran an den Herd! Sobald alle ihre Kochschürzen umgeworfen haben, erklärt Qin Xie die Utensilien – wir kochen mit Kochstäbchen – und stellt das Menü vor. Wir bekommen die Rezepte ausgehändigt und erfahren erst jetzt, was es heute zu Essen gibt: Als Vorspeise werden wir einen Edamame-Avocado-Salat mit Sesam-Dressing zubereiten. Dann brutzeln wir Chicken Teriyaki, gefolgt von Spicy Tteokbokki (Rindfleischstreifen mit Reisküchle in scharfer Sauce) und zum Abschluss wird eine Matcha-Mousse au Chocolat aufgetischt (die mich so aufputscht, dass ich bis nachts um ein Uhr nicht schlafen kann).

Inhaberin Qin Xie führt souverän und mit viel Humor durch den Kochabend.

Vier-Gänge-Menü:
Gekocht wird zu zweit 

Ich teile mir den Kochplatz mit Tristan aus Bietigheim. Wir legen los: Eine rührt Salatsauce an, der andere schnibbelt Avocado klein und mischt den Salat. Die Zutaten für die einzelnen Gänge sind abgezählt, aber reichlich bemessen. Insbesondere Fleisch gibt es heute Abend zu Genüge, Gemüse dagegen eher in homöopathischen Dosen. Das im Rezept versprochene Pak Choi fehlt ganz. Wer vegetarisch essen mag, bekommt je nach Gang Tofu statt Fleisch oder die doppelte Portion Gemüse. 

Das gemeinsame Kochen macht allen Spaß, die Stimmung ist gut. Man lernt hier leicht Leute kennen, gibt sich gegenseitig Tipps. Alle teilen die Liebe zu Japan (weniger zu Korea) und wir diskutieren, wo man in der Gegend gut japanisch essen gehen kann und tauschen Reiseerlebnisse aus. Nach jedem Gang gibt es Gelegenheit für Food-Fotos – Qin Xie legt Wert auf eine ansprechende Dekoration des Essens auf dem Teller – und dann wird zusammen verkostet. 

Zum Fotografieren werden alle Schälchen zusammen aufgestellt. Darin: Spicy Tteokbokki (Rindfleischstreifen mit Reisküchle in scharfer Sauce).
Bild: Tabea Lerch

Die Zutaten sind abgezählt: Jedes Team nimmt sich, was es für den ersten Gang, einen Edamame-Salat, braucht. Bild: Tabea Lerch

Qin Xie versorgt uns mit Getränken.

Dieses Zusammensitzen fremder Menschen bei gutem Essen ist es, was Inhaberin Qin Xie an ihren Kochevents liebt. »Es macht mit unheimlich glücklich, Leute zu treffen, die eine ähnliche Leidenschaft haben wie ich. Ich liebe es, mit ihnen über Essen zu reden und mein Wissen weiterzugeben.« Zusammen zu kochen ist für sie eine der schönsten Tätigkeiten überhaupt, verrät sie mir.

Angenehm: Niemand von den Teilnehmenden muss heute abspülen. Das erledigen die Küchenhelfer:innen für uns.

Das Spülen erledigen andere für uns

Erstaunlich und angenehm: Während wir essen, werden unsere Kochplätze vom Helferteam nach jedem Gang aufgeräumt und die Utensilien gespült. Wir können uns ganz entspannt zurücklehnen und genießen. 

Klar, Kochen tun wir selbst, aber auch hier wird uns vieles abgenommen. So ist das Rindfleisch für den dritten Gang bereits fertig geschnitten und mariniert, Edamame und Reis sind schon gekocht und der Nachtisch kommt komplett fertig auf den Tisch. Das ist ein bisschen schade, schließlich will ich etwas lernen und bin hier, um anzupacken. Andererseits steigt dadurch der Eventcharakter, niemand ist gestresst und es bleibt bei jedem Gang mehr Zeit zum Essen, Trinken und Fotografieren.

Fachgespräch am Wok: Qin Xie weiß eine Menge über asiatische Küche und versorgt mich mit Kochtipps.

Das Essen

Es schmeckt gut! Das Sesamdressing am Salat ist klasse, die Hühnerkeule knusprig angebraten und die scharfen Reisküchle sind für mich eine neue Erfahrung. Kompliziert ist es auch nicht gewesen, die Speisen zuzubereiten. Qin Xie schaut regelmäßig in alle Woks, schmeckt ab und gibt hilfreiche Tipps. So wie diesen hier: »Lasst bitte künftig die Finger von gekaufter Teriyaki-Sauce. Sie ist so einfach zuzubereiten und schmeckt selbstgemacht viel besser.« Stimmt!

Oder: »Klopft die Speisestärke-Panade gut ab, bevor ihr das Hühnchen in die Pfanne gebt – wir wollen keine Schnitzel braten.« Noch ein dritter Tipp: »Kauft Sesamöl nur im Asialaden. Dort ist der Sesam geröstet und hat viel mehr Aroma als in Ölen aus dem Supermarkt, wo ungerösteter Sesam verarbeitet wird.« Ist notiert!

Wegen solcher Tipps lohnt sich der Abend. Qin Xie hat so einige davon im Gepäck und klärt uns mit Humor und Erfahrung über die Geheimnisse der koreanischen und japanischen Küche auf. Und so wundert uns auch nicht mehr, dass Sprite als Zutat im Rezept für den dritten Gang auftaucht. »Jaja, in asiatischen Ländern wird gern mit Softdrinks gekocht«, erklärt Qin Xie lachend.

Sind wir satt geworden?
Aber sowas von!

Qin Xie bereitet den dritten Gang vor. Ein bisschen Platz ist noch im Magen.

Die Inhaberin

Qin Xie ist super authentisch. Sie begrüßt uns alle persönlich am Eingang, trägt ein schickes japanisches Kleid und ist den ganzen Abend über hilfsbereit und interessiert für uns da. Der Name der Kochschule, ChinChin, ist übrigens die Verniedlichung ihres Namens Qin Xie. Sie wurde bereits in ihrer Heimat China so genannt und gab deshalb auch ihrer Kochschule den Namen. Sie kam zum Studium nach Deutschland und machte hier ihren Master in Sinologie und Kunstgeschichte Asiens an der Universität Heidelberg.

Qin Xie arbeitete als selbstständige Unternehmensberaterin und machte schließlich ihre Passion zum Kochen zum beruflichen Inhalt. »Gutes Essen war schon immer mein Thema«, erzählt sie mir und berichtet vom »Dinnerclub«, den sie vor Jahren in Bietigheim gründete.

Dabei kochte sie 5-Gänge-Menüs in ihrem eigenen Wohnzimmer und lud Gäste dazu ein. Das Interesse war enorm! Als die Warteliste ganze zwei Jahre lang war und viele fragten: »Kannst du uns beibringen, authentisch asiatisch zu kochen?«, beschloss sie, nach einer Eventlocation für Firmenevents zu suchen. In einer Kunstgalerie in Stuttgart lädt Qin Xie seit 2021 zu Popup-Kochevents.

Als Food-Designerin, Kochbuchautorin und Fernsehköchin machte sie sich in den vergangenen Jahren einen Namen. Im Dezember 2023 eröffnete sie ihre zweite Kochschule in Ludwigsburg.

Stuttgart wird auslaufen und mittelfristig will Qin Xie die gesamte Kochschule nach Ludwigsburg verlagern. Denn hier wohnt sie mit ihrer Tochter. Es läuft gut an in der Wilhelm-Galerie: Bis Mitte April sind alle offenen Kurse ausgebucht. Für Firmen hat Qin Xie noch Kapazitäten frei und nun auch endlich genug Platz für größere Gruppen.

Den Seminarraum neben dem Kochbereich vermietet Qin Xie an Firmen und freut sich über Anfragen.

Tolle Location, harmonische Gruppe, Spaß am Kochen und leckere Gerichte: Was will man mehr?

Fazit

Es war ein kleiner Einblick, den ich heute in die japanische und koreanische Küche bekommen habe. Die geübten Gerichte kann ich nun zuhause nachkochen. Zur asiatischen Gourmetköchin hat mich der Kurs nicht gemacht. Das wäre zu viel verlangt für einen Abend.

Ein schönes Erlebnis war es auf jeden Fall: Die Location war perfekt geeignet, die Gruppe hat super harmoniert und wir hatten viel Spaß zusammen. Qin Xie hat uns kompetent durch den Abend geleitet und mächtig Lust aufs Kochen gemacht. Die schicken langen Kochstäbchen aus Metall werde ich mir für zuhause kaufen. Damit rührt es sich stilvoller im Wok als mit Holzkochlöffel!


See this social icon list in the original post

Veröffentlichung: 22. Februar 2024
Autorin: Tabea Lerch
Bilder: Vivian Hampp

See this content in the original post