Velle Verlag | Hallo Ludwigsburg

View Original

Cube 22: Eine Bar wie ein Wohnzimmer

Wer in der Leonberger Straße eine Bar aufmacht, ist mutig.

Bisher fristete die Gegend ein eher tristes Dasein. Sie war weder Innenstadt noch hippes Viertel. Lag zwar in Bahnhofsnähe, aber doch ab vom Schuss und hatte wenig Schönes zu bieten. Jetzt gibt es da plötzlich mittendrin das Cube 22. Innen und außen mit schickem Mobiliar bestückt, fällt es beim Vorbeigehen sofort ins Auge.

Die Inneneinrichtung ist perfekt aufeinander abgestimmt, so wie man sie auch in einem hochwertigen Möbelkatalog arrangiert finden könnte. Oder in diesen stylischen Airbnb-Wohnungen in trendigen Städten wie Lissabon und Tel Aviv, die kommerziell betrieben werden. 


Samtgrüne Sofas und Industrial Chic

Ganz im Industrial Chic gehalten sieht man rohen Beton an den Decken und offenliegende Rohre laufen an den Wänden entlang. Hier stehen samtgrüne Sofas neben hochwertigen Holztischchen und Ledersesseln mit Metallfüßen. 

Im Eingangsbereich fallen mir die gelb und türkis lackierten Vintage-Metallstühle ins Auge, die schick, aber auch etwas unbequem aussehen. Hinten links befindet sich die stilvoll ausgeleuchtete Theke. Nur die unzähligen Pappbecher im Regal dahinter irritieren mich etwas. Die hätte ich eher unter den Tresen gepackt.


In ganz Europa nach Innenausstattung gesucht

»In Ludwigsburg fehlte eine Bar mit dem gewissen Etwas. Ein Ort, wo man sich wie zu Hause fühlt«, erklärt Georgios Tsipizidis, genannt Yorgos, mir seine Idee für das Cube 22. Ganze vierzehn Monate lang hat er den Laden renoviert. Hat in ganz Europa nach passenden Möbeln gesucht und sie gemeinsam mit seiner Frau im Raum arrangiert, wie er mir erzählt. Das haut mich um. Ich hätte wetten können, dass hier ein Interior-Profi am Werk war, so gut passt alles zusammen.  


Mit der Einrichtung wollte Yorgos bewusst einen Gegenentwurf schaffen zu den vielen Cafés und Bars, die alle ähnlich eingerichtet seien.

Wie ein Wohnzimmer sollte es aussehen. Ich muss sagen, das ist ihm gelungen! 


Erst mal schauen, wer so kommt.

Seit der leisen Eröffnung am 8. September sind wir von »Hallo Ludwigsburg« schon zweimal inkognito hier gewesen. Wir wollten ein Gespür dafür bekommen, was das Cube 22 für eine Bar wird. Wer geht hier hin? Zu welchen Zeiten wird es voll? Sowas ist anfangs noch nicht klar, man muss einer neuen Location ein wenig Zeit lassen, sich zu entwickeln. Mittlerweile ist der Laden in der Regel gut gefüllt.

»Wir haben es tatsächlich geschafft, alle anzusprechen«, sagt die Geschäftsführerin sichtlich stolz, »vom Schüler bis zur Omi«. Die Resonanz in der Nachbarschaft sei ebenfalls gut. Man fühle sich gut angenommen in der Leonberger Straße. Für Yorgos hat die Straße »ein gewisses Flair« und gefällt ihm abends mit der ungewöhnlichen gelben Beleuchtung besonders gut.

Woher der Name?

Auf der Karte sieht das Carré, in dem die Location liegt, wie ein Cube, ein Kubus, aus. Zusammen mit der Hausnummer ergibt sich daraus »Cube 22«. So einfach.

»We love to make coffee for the city
that loves to drink it.«

Das ist das Motto des Cube 22, denn guter Kaffee ist Yorgos sehr wichtig. Dieser stammt von der Rösterei »Mission Coffee« aus Sindelfingen und soll die Gaumen der Gäste verwöhnen. Auch bei den Softdrinks achtet man auf regionale Herkunft und unterstützt lieber die kleinen als die großen Anbieter. Und seit Neuestem gibt es auch Kuchen und italienisches Gebäck für alle, die sich den Kaffee versüßen wollen.


Und wie kommt man nun darauf, hier eine Bar aufzumachen?

Ein Traum sei es nicht gewesen, eher ein gutes Angebot, sagt Yorgos. Nach 17 Jahren Gastro-Erfahrung in Ludwigsburg, Frankfurt und Stuttgart wollte er sich eigentlich mehr mit Natur und Erde befassen. Es zog ihn zurück nach Griechenland, wo er Weintrauben im eigenen Weinberg anbaut. Dann wurde die Location in der Leonberger Straße frei und Yorgos ergriff die Chance, seine eigene Bar zu eröffnen.

Im Gespräch merkt man, wie viel er hier hinein investiert hat. Nicht nur Geld, sondern auch Liebe. Ich spüre, dass das Cube 22 etwas Längerfristiges ist. Yorgos bestätigt meine Gedanken: »Wenn wir in fünf oder zehn Jahren noch da sind, haben wir es richtig gemacht.«

Die Weintrauben verkauft er trotzdem weiter. Aber jetzt hat er auch das Cube und wenn es voller Menschen ist, dann ist auch er glücklich.

Warst du schon im Cube 22?


See this social icon list in the original post

Veröffentlichung: 11.11.2019
Text:
Tabea Lerch
Bilder:
Deborah Schulze

See this content in the original post