Fünf Länder, fünf Seen, zwei Freunde und ein Fiat 500 Oldtimer
Martin macht’s —
täglicher Blog vom Mikroabenteuer zweier Langstrecken-Schwimmer,
die mit einem 50 Jahre alten Fiat 500 von Ludwigsburg aus durch fünf Länder fahren, durch fünf Seen schwimmen und ihre Erlebnisse hier mit euch teilen. Der aktuellste Eintrag steht oben. Wenn du chronologisch lesen willst, scroll runter bis zum ersten Tag.
Tag 5 | Italien
Vom Lago Maggiore nach Bergamo und zurück
31. August 2022
Tag fünf. Das Finale. Am frühen Morgen schwimme ich in einem mega coolen Pool mit Traumblick auf den Lago Maggiore oberhalb von Luino. Das Becken gehört zum Haus von Aurelias Eltern, die kommen aus Ludwigsburg und hatten uns eingeladen, über Nacht zu bleiben. Vielen Dank dafür.
Nach mehreren Cappuccinos starten wir gegen 11 Uhr mit unserem kleinen Freund, dem Fiat 500, in Richtung Bergamo.
Zunächst fahren wir auf kleinen Straßen mit wenig Verkehr. Doch je näher wir der Region Bergamo kommen, desto voller werden die Straßen. Bergamo liegt in der wirtschaftsstarken Region Lombardei, die als Motor Italiens gilt. Das ist nicht zu übersehen — und das Bild ähnelt jenem im Raum Ludwigsburg: Oft sind die Verkehrswege verstopft in der wirtschaftsstarken Region Mittlerer Neckar.
Nach gut drei Stunden Fahrt: Ankunft am Ziel, der künftigen Ludwigsburger Partnerstadt Bergamo. Wir steuern direkt den Upper-Town-Infopoint an, ich hatte mich angemeldet als »Quasi-Botschafter«. Immerhin hat uns die Erste Bürgermeister der Stadt Ludwigsburg, Renate Schmetz, beim Start der Tour auf dem Rathaushof so genannt [scroll runter zu Tag 1, ganz unten]. Aber schon die Antwort auf meine Anfrage vor ein paar Wochen hatte sich ein bisschen reserviert angehört. Von der Verwaltung könne uns niemand in Bergamo empfangen, hieß es. Man werde mir aber ein paar Sachen bereitlegen in Infopoint in der Altstadt. Die Dame im Infopoint ist super nett:
Sie erzählt uns ein bisschen von Bergamo, gibt Tipps für unsere kurze, etwa zweistündige Visite in der Stadt.
»Aber«, erklärt sie auf Englisch, »ich arbeite erst seit drei Monaten hier.« Mit einem Sack voll Karten, Heften und Broschüren machen wir uns bald wieder auf den Weg. Besteigen den imposanten Campanone-Turm, den Große-Glocke-Turm, und haben von oben eine bombastische Aussicht auf Bergamo und das Umland. Wir schlendern durch die schmalen Straßen und erkennen bald: Bergamo zieht viele Touristinnen und Touristen an, jedenfalls die Oberstadt mit ihren schmucken alten Gebäuden.
Später treffen wir unten in der neuen Stadt Alesia, Anfang zwanzig. Alesia hat im vorigen Jahr ein paar Monate lang in Lars‘ Wohnung in München gelebt, als er nicht im Land war. Die junge Frau aus Bergamo erzählt mit einem Lachen im breiten Gesicht, dass sie von der künftigen Städtepartnerschaft mit Ludwigsburg noch nie etwas gehört habe, sagt aber sinngemäß: »Finde ich gut.«
Warum hat uns in Bergamo niemand offiziell empfangen?
Vermutlich, weil in Bergamo — anders als in Ludwigsburg — das Kommunalparlament noch nicht den Beschluss gefasst hat, dass Ludwigsburg die Partnerschaft werden soll. Die Verwaltung will den Entscheidungsträgern nicht vorgreifen. Verständlich, schade für uns. Bergamo wird voraussichtlich in wenigen Tagen höchst offiziell »Ja« sagen zu Ludwigsburg, heißt es. In einer Pressemitteilung hat die Stadt Ludwigsburg im Juli erklärt:
Der Bürgermeister der Stadt Bergamo, Giorgio Gori, zeigte sich gestern nach dem Beschluss des Ludwigsburger Gemeinderats hoch erfreut: »Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ist es für uns sehr wichtig, Teil eines Netzwerks von Nationen und Gemeinschaften zu sein – um freundschaftliche Beziehungen zu knüpfen und eine bessere Zukunft für unsere Städte zu erreichen. Bergamo und Ludwigsburg werden bald Partnerstädte sein, daran arbeiten wir und werden im September im Stadtrat darüber befinden«, so Bürgermeister Gori.
Vielleicht hätten wir unsere coole Tour mit den Fiat erst im Herbst machen sollen? Womöglich hätte uns dann jemand durch die Stadt geführt. Aber nein, alles gut so. Ich komme bestimmt mal wieder. Vielleicht zum Schwimmen, vielleicht im Iseo-See im Westen von Bergamo.
Auf dem Rückweg von Bergamo zum Lago Maggiore darf der Cinquecento (italienisch für 500) endlich mal auf die »Autostrada«, die Autobahn.
»Das«, sagt Lars und grinst, »spendiere ich ihm.« Zunächst fließt der Verkehr flüssig, der Oldtimer rollt mit etwa einhundert Sachen. Um Mailand herum indes ist immer wieder Stau. Mal schauen, ob wir gegen 20 Uhr zurück sind am Lago Maggiore. Wir sind mit Heike verabredet, einer Ludwigsburger Schwimmfreundin, die ich seit Jahren nicht gesehen habe. Zusammen mit ihrer Schwester Elke hat Heike kürzlich ein Haus oberhalb vom See gekauft. Ein kleines Gebäude mit einem riesigen Grundstück. Ankunft bei Heike um Punkt 20 Uhr, wie ausgemacht. Wir essen Pasta, trinken Prosecco, plaudern von früher, von heute und von morgen. Ein schönes Ende dieser einmaligen Fiat-500-Tour.
Am nächsten Tag fahre ich mit dem Zug zurück nach Deutschland. Und mein seelenverwandter Schwimmfreund Lars trifft seine Frau Sandy — sie ist mit dem Zug zum Lago gereist. Die beiden machen noch ein paar Tage Italienulraub. Klar: mit dem Fiat 500.
Tag 4 | Italien
Am Lago Maggiore angekommen
30. August 2022
Was für eine Nacht! Am Vorabend Ankunft am Lago Maggiore, dann noch zu lange gewartet mit der Suche nach einem Platz fürs Zelt. Stimmung war schon mal besser.
Zeltaufbau direkt am See scheitert, weil zu dunkel. Noch schnell was essen und ein kühles Bier trinken — und dann schlafen unter freiem Himmel. Gegen drei Uhr wache ich auf, Wetterleuchten im Süden. Gegen 4:30 Uhr fängt es an zu regnen. Schlafsack, Isomatte und alles weitere zusammen packen und im Fiat verstauen. Das Nieseln lässt nach, wir fahren ein Stück weiter in Richtung Süden. Wir kochen am Ufer auf dem kleinen Gaskocher Kaffee und legen uns nochmal hin. Später wollen wir schwimmen, mit Maxi, dem 18-jährigen Sohn meines Ludwigsburger Schwimmfreunds Volker, mit dem ich vor ein paar Jahren durch den ganzen Neckar geschwommen bin: 14 Tage lang, 300 Kilometer weit, von Sulz bis nach Mannheim.
Maxi kommt am Vormittag mit seiner Freundin nach Luino, einem Städtchen am Ufer des Lago Maggiore.
Er hat die Geschichte von unserem Projekt »Ludwigsburg — Lago« gelesen und mir spontan per WhatsApp sinngemäß geschrieben: »Ihr könnt bei uns unterkommen, ich schwimme mit.« Abwarten. Wann er sich wohl meldet? Und ob er tatsächlich mit schwimmt. Kurz vor sieben Uhr ist der Himmel bedeckt, auf dem See kräuseln sich kleine Wellen. Es ist nicht mehr so warm wie am Vorabend, aber auch nicht kalt. Ein kleiner Spaziergang am See in aller Herrgottsfrühe.
Ein bisschen später im Fiat: Das Quietschen von gestern wird lauter. Zur Sicherheit ein Stopp bei einem Autoschrauber, der uns empfohlen wurde von Daniele Ferrari (was für ein schöner Name). Daniele hat uns am Ufer wegen des 500ers angesprochen und ein bisschen erzählt, zum Beispiel vom den astronomischen Preisen am Lago. Ein Haus direkt an Ufer: eine Million Euro. Okay, im Vergleich zu manch anderem See ein wahres Schnäppchen. Daniele jedenfalls empfiehlt die Werkstatt seines Vertrauens. Wir fahren also vor — und was sagt der Meister? »Nicht so wild, das Quietschen«, erklärt er sinngemäß — und schlägt uns vor, Ohrenstöpsel zu kaufen.
Wir gehen lieber in ein Café in Luino, trinken Cappuccino.
Stippvisite bei der Touristinfo Luino — montags und dienstags geschlossen. Mist. Eine Frau macht ein Foto vom Fiat, ein alter Mann zeigt uns ein Foto von einem weißen 500er, sagt »von 1969« — es ist nicht ganz klar, ob er vom Baujahr spricht oder vom Datum des Fotos. Ein anderer Mann erzählt von früher, als die fünfköpfige Familie mit so einem 500er in den Urlaub gefahren ist. Unglaublich, meint er selbst.
Von Maxi haben wir bis dato nichts gehört, also schwimmen wir wieder zu zweit: von Luino Richtung Norden, etwa 2,5 Kilometer weit, dann drehen wir um. Wir peilen ja wieder unsere fünf Kilometer an. Auf dem Rückweg kehren wir ein, machen Stopp auf der Terrasse eines offenkundig sündhaft teuren Hotels. Die zwei Espressi, die wir in Badehose trinken, kosten sechs Euro. Etwa dreimal so viel wie am Morgen in einem Café in der Stadt. Egal. Wir hatten unseren Auftritt — und schwimmen bald weiter.
Ein Fiat 500 aus Deutschland? Bene!
Nach dem Ausflug im See kochen wir uns am Ufer etwas zu essen und machen Kaffee. Es fängt wieder an zu nieseln. Und hört schnell wieder auf. Später nächster Boxenstopp mit unseren Fiat. Der platte Reifen von Tag eins soll geflickt werden, wir fahren bei einer kleinen Werkstatt vor — und werden sofort bedient. Ein Fiat 500 aus Deutschland? Bene! Nach ein paar Minuten ist der Schlauch gewechselt. Derweil hängen unsere nassen Schwimmsachen kurz zum Trocken auf dem 500er in der Sonne, die unerbittlich vom Himmel brennt.
Dann meldet sich Maxi. Und wir schwimmen noch mal im Lago, zusammen mit seiner Freundin Aurelia, etwa einen Kilometer weit. Am Abend sind wir zu Gast im Haus von Aurelias Eltern, die Ludwigsburger haben ein kleines Anwesen mit Pool — und mit grandioser Aussicht auf den See.
Morgen ist der letzte Tag unseres Mini-Abenteuers: Auf dem Programm steht der Abstecher in die künftige Ludwigsburger Partnerstadt Bergamo. Mal schauen, ob wir auf unserem Weg noch einen See finden zum Schwimmen. Vermutlich ja.
Tag 3 | Liechtenstein · Schweiz
Vom Gänglesee über den San-Bernardino-Pass
29. August 2022
Tag drei, See Nummer vier. Wir haben in Liechtenstein am Gänglesee im Zelt übernachtet, nachdem wir im Gasthaus Seeblick Gulasch gegessen, Bier getrunken und um Erlaubnis fürs Zelten gefragt hatten.
Gut geschlafen trotz harten Bodens und wenig komfortabler Matten: Kurz nach sechs Uhr ist die Nacht vorbei. Kaffee kochen, ein paar Kekse essen, Zelt abbauen, alles im Fiat verstauen — der über Nacht auch im Fünf-Personen-Zelt war — und dann rein in die Schwimmklamotten.
Das Wasser im Gänglesee ist saumäßig kalt, hat gefühlt allenfalls fünf Grad.
Noch dazu ist der See nur ein paar Zentimeter tief, auch in Liechtenstein hat es offenbar sehr wenig geregnet. Wir schwimmen nur ein paar Minuten lang, die Uhr zeigt schlussendlich lediglich 215 Meter an — und raus! Ich zittere fast wie nach meiner ersten Eismeile im März diesen Jahres im Hallstätter See. Schnell abtrocknen und anziehen. Mit dicken Mützen auf dem Kopf, wie im tiefsten Winter, setzen wir uns in den 500er und fahren runter ins Tal. Stopp in einem Supermarkt, Erkenntnis: Liechtenstein ist mindestens so teuer wie die Schweiz. Ein Croissant kostet stolze 3,20 Schweizer Franken — oder 3,20 Euro. In Liechtenstein ist der Kurs eins zu eins, beide Währungen werden akzeptiert.
Bald sind wir zurück in der Schweiz und fahren in Richtung Chur. Frühstück an einem Rastplatz mit grandiosem Bergpanorama. Wir haben Joghurt, Milch, löslichen Kaffee und einen Gaskocher, sündhaft teureres Brot und noch teureren Käse dabei. Plötzlich stoppt Jaro mit seiner Honda Goldwing. Der Slowake sagt, er habe angehalten wegen unsere coolen Fiats. Er besitze auch einen, sei in Bratislava aufgewachsen, lebe und arbeite aber in der Schweiz als Physiotherapeut. Und weiter geht die Fahrt, bald ist uns wieder warm.
Stopp in Chur, ein wirklich schönes Städtchen.
Wer parken will, sollte Schweizer Bargeld haben oder eine Park-App auf dem Smartphone — beides Fehlanzeige bei uns. Auf freundliche Nachfrage dürfen wir den Fiat eine halbe Stunde lang frei abstellen — auch das ist die Schweiz. Trotzdem sitzen wir bald wieder im Auto und fahren in Richtung Lago Maggiore. Am Mittag spontan ein Stopp in der Viamala-Schlucht — inklusive 50 Meter schwimmen im tosenden Hinterrhein. Später quält sich der kleine Fiat über den San-Bernardino-Pass weiter in Richtung Süden. Oben angekommen gibt’s Kaffee, Kuchen und alkoholfreies Bier. Am nächsten Tag wollen wir im Lago Maggiore kraulen — und zwar eine deutlich längere Strecke als im Gänglesee. Vorher hüpfen wir noch spontan in See Nummer fünf: Den San-Bernadino-See, oder auch Laghetto Moesola genannt.
Ob es im Lago Maggiore auch fünf Schwimm-Kilometer werden wie an den ersten beiden Tagen? Morgen mehr!
Tag 2 | Schweiz · Österreich · Liechtenstein
Von Sankt Gallen zu den Paspels-Seen
28. August 2022
Nächster Tag, nächster See. Es sollen schließlich sogar zwei Seen an diesem Tag werden: Am Sonntagmorgen schwimmen wir zunächst in Sankt Gallen im Mannenweiher, einem wirklich kleinen, wirklich tollen See oberhalb der Stadt.
Mit einer 50-Meter-Bahn im See inklusive Startblöcken, mit einem Sprungbrett und sogar einem Wasserball-Spielfeld. Am Vorabend haben wir bei und mit meinem Ludwigsburger Schwimmfreund Claus — er arbeitet als Radiologe im Kantonsspital — Bier und Wein getrunken. Auch deshalb schwimmen wir nur läppische 555 Meter weit. Für Langstreckenschwimmer eigentlichen ein Witz. Aber nach dem Mannenweiher haben wir unseren Schweizer See sicher, Teil zwei des Tour-Projekts ist eingetütet.
Wer weiß, wo wir noch landen während des Trips. Außer dem Bodensee und dem Lago Maggiore hatten wir ja nichts wirklich geplant — und jetzt, beim Blick auf die Karte, wird klar: große Seen liegen nicht auf der Strecke … egal. See ist See — und dieser See in Sankt Gallen ist die Wucht. Wäre top geeignet für Wettbewerbe im Winter wie im Sommer. Tolle Tribünen, ein Kiosk, Platz, um Saunas aufzustellen und noch dazu vor dem Eingang eine Bahnstation quasi am Ufer. Nach unseren 555 Metern plaudern wir ein bisschen mit einem Schweizer Schwimmer, dann machen wir uns auf dem Weg — zunächst in Richtung Österreich.
Unser Fiat 500 läuft super. Auf dem Hof einer Werkstatt ein kurzer Stopp inklusive Fotoshooting. Fiat 500 trifft Fiat 850. Tolle Autos. Der 500er bringt uns immer wieder ins Gespräch mit Menschen. Nach etwa einer Stunde Fahrt mal wieder über eine Grenze ohne jede Kontrolle.
Willkommen in der Republik Österreich
Ein kurzer Plausch mit einem Ehepaar am Straßenrand und wir wissen wohin: zu den Paspels-Seen, mit Wasser gefüllte einstige Kiesgruben. Nächstes Land, nächster See, also See Nummer drei von fünf — so müssen wir am Tag fünf der Tour nicht unbedingt auch schwimmen, können uns voll auf die Visite in der künftigen Ludwigsburger Partnerschaft Bergamo konzentrieren — auch gut. Aber wer weiß, vielleicht finde wir ja doch noch einen weiteren See.
Der Kiessee in Österreich ist größer als erwartet, wie schön. Nach fast genau eineinhalb Stunden mit ganz gemütlichem Kraulen werden später ziemlich genau fünf Kilometer auf meiner GPS-Uhr sein. Wir schwimmen immer am Ufer entlang. Eine Runde ist etwa 1,5 Kilometer lang, also dreimal im Kreis kraulen und dann noch eine Zugabe zum Ponton in der Seemitte und zurück zum Ufer. Lars macht nach drei Kilometer ein bisschen Pause, weil die linke Schulter zwickt. Gut so.
Beim Sport gibt es zwei Sorten von Schmerzen: gute und schlechte.
Guter Schmerz, wenn die Muskeln rebellieren, und schlechter Schmerz, wenn zum Beispiel Gelenke weh tun. Schlechter Schmerz: aufhören! Guter Schmerz: weiter trainieren. Unser legendärer Trainer beim SV Ludwigsburg, Hans Trippel, hat damals in den 1970ern und 1980ern immer auf gut Schwäbisch gesagt: »Das Training muss weh tun.« Und uns zugerufen: »Ich kann. Ich will. Ich muss!« Ich muss also weiter schwimmen an diesem tollen Tag in Österreich. Lars muss kurz unterbrechen. Ich hab fünf Kilometer im Kopf — und ich schwimme fünf Kilometer. Danach reicht’s mir. Das ist meistens so: Ich nehme mir eine Distanz vor, fünf Kilometer schwimmen oder zehn oder suchende 42 Kilometer — und nach der selbst gesetzten Strecke hab ich die Schnauze voll …
Hallo Liechtenstein!
Wir haben unsere britischen Schwimmfreund übrigens nicht wie geplant mittags in Liechtenstein getroffen. Deshalb fahren wir erst am Nachmittag in das Fürstentum. Als wir in der Hauptstadt Vaduz einfahren, sind ungewöhnlich viele schöne, alte Autos auf den Straßen. Ein Oldtimertreffen! Wir reihen uns mit dem kleinen Fiat ein und parken den 500er mitten in der Fußgängerzone (kostenfrei) hinter einem übergroßen US-Schlitten mit V8-Motor.
Die Nacht bleiben wir in Liechtenstein, am nächsten Tag wollen wir im Gänglesee schwimmen. Eher keine fünf Kilometer weit, denn der See liegt hoch in den Bergen, das Wasser, erzählt uns ein Einheimischer, habe etwa zwölf Grad. Das ist auch für (wegen des langen Sommers) geübte Eisschwimmer wie uns kalt.
Wie kommt man überhaupt auf die Idee, so eine Fünf-Länder-fünf-Seen-Tour zu machen?
Tag 1 | Deutschland
Von Ludwigsburg an den Bodensee
27. August 2022
Was für ein Tag! Unsere Tour »Ludwigsburg — Lago Maggiore« beginnt bombastisch: Verabschiedung durch die Erste Bürgermeistern der Stadt, Renate Schmetz.
Sie schickt mich und Lars mit unseren 50 Jahre alten Fiat 500 als Botschafter auf die Reise, denn wir wollen auch einen Abstecher nach Bergamo/Italien machen — die künftige Ludwigsburger Partnerstadt.
Die Autobahn lassen wir links liegen und cruisen übers Land. Schnell sind wir in Tübingen, bald im Naturpark Obere Donau. Immer wieder werden wir von den Menschen angesprochen wegen des coolen, kleinen, roten Autos. »So einen hatte mein erster Freund«, sagt eine Frau und strahlt. Der Motor schnurrt wie ein Kätzchen, aber auf einmal rollt der Fiat nicht mehr einwandfrei.
Ein Stopp und sofort ist klar: Der Reifen hinten links verliert Luft.
Kurz vor knapp erreichen wir eine Tankstelle in Stockach. Platt, der Reifen ist jetzt total platt. War’s das für heute? Kein Schwimmen an diesem Tag? Alles wird gut, dank zweier Helfer. Die beiden haben, was wir dummerweise nicht haben: passendes Werkzeug. Blitzschnell ist das Rad gewechselt. Wenig später sind wir in Allensbach am Bodensee — und ganz bald auch im See. Der Himmel ist aufgerissen, die Sonne lacht mit uns um die Wette. Wir schwimmen zur Insel Reichenau und zurück und dann noch länger immer am Ufer entlang, bestaunen die tollen Häuser am Ufer. Nach rund 1,5 Stunden sind fast fünf Kilometer auf der Uhr. Passt zum 50 Jahre alten Fiat 500 Cinquecento.
Nächster Stopp Konstanz. Immer wieder winken uns die Menschen zu, der Fiat ist ein Blickfang, kein Porsche und kein Tesla kann mithalten. Am Abend sind wir mit meinem Freund Claus im Sankt Gallen verabredet. Claus und ich, wir haben früher zusammen beim Schwimmverein Ludwigsburg trainiert, länger her. Morgen geht die Reise weiter, Liechtenstein steht auf dem Programm. Dort haben wir uns mit Schwimmfreunden aus England verabredet, die zurzeit auf Europareise sind.
Wie die Reise von Martin und Lars von Deutschland über Österreich, Liechtenstein und Schweiz bis Italien weitergeht? Erfährst du hier Tag für Tag aktualisiert.
Veröffentlichung: 28.08. bis 01.09.2022
Autor: Martin Tschepe
Bilder: Deborah Schulze (Verabschiedung Ludwigsburg), Martin Tschepe (Tourbilder)