Velle Verlag | Hallo Ludwigsburg

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Ludwigsburg calling Berlin: Designer Daniel Wiesmann im Gespräch

Wenn aus geplanten 40 Minuten Interview doppelt so viele werden — und die sich wiederum wie eine halbe Stunde anfühlen, weißt du, es war gut.

Nicht nur, dass es mein erstes Interview dieser Art war, nein! Mein Interview-Gast war kein geringerer als Daniel Wiesmann — kreativer Kopf, durch und durch sympathischer Mensch und verantwortlich für das neue Design der Ludwigsburger Schlossfestspiele.

Gestalter:Innen unter sich

Deborah trifft Daniel Wiesmann via Video-Call

Schau dir das kurzweilige Interview an und erfahre, wie Daniels Gestaltungsprozess für das visuelle Erscheinungsbild der Ludwigsburger Schlossfestspiele war, welche Herausforderungen es gab und warum jede:r ein:e Expert:in ist, wenn es um die Beurteilung einer Sache geht.

Wahl-Berliner mit Ludwigsburger Wurzeln

Hammer, wie das passt! Da übernimmt der neue Intendant Jochen Sandig die Internationalen Festspiele Baden-Württemberg und bringt einen Grafik-Designer aus Berlin mit, der gebürtiger Ludwigsburger ist. Als ich die ersten gestalteten Plakate und Flyer sah, musste ich den Designer direkt googlen. Daniel Wiesmann … der Name sagte mir etwas. Mit Begeisterung stellte ich fest, dass er unter anderem Wettbewerbsgewinner und Gestaltgeber der berühmten Kieler Woche 2019 war.

Neben Plakaten gestaltet er auch Bücher und entwickelt visuelle Erscheinungsbilder für Veranstaltungen, Unternehmen und Institutionen. Nach seinem Kommunikationsdesign-Studium an der abk Stuttgart (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) — mit Zwischenstopps in San Francisco und New York — zog es ihn 2007 schließlich von Backnang nach Berlin. Und dank des Auftraggebers Ludwigsburger Schlossfestspiele nun auch wieder zurück ins Ländle, zumindest temporär.


100 BESTE PLAKATE 2019

Plakatdesign von Daniel Wiesmann und Team für die Ludwigsburger Schlossfestspiele | Internationale Festspiele Baden-Württemberg


»Wir könnten doch mal was Schwarz-Weißes machen! In Ludwigsburg war von vornherein klar: Das geht nicht.«

Wie entsteht denn eigentlich so ein visuelles Erscheinungsbild? Zunächst kamen viele Ideen vom Auftraggeber Jochen Sandig selbst — und Daniel hatte »die schöne oder schwierige Aufgabe, alle zusammenzubringen.« Die besondere Herausforderung: Die textliche Komponente der langen Veranstaltungsnamen mit der farblichen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung zu vereinen. Als ihm dann noch auffiel, dass SCHLOSS FEST SPIELE 17 Buchstaben hat, dachte er: »Oh ja, ein Logo mit 17 Farben wird bestimmt ganz besonders toll — nicht.« Wie also die 17 Farben der Nachhaltigkeitsziele integrieren, sodass die kommunikativen Ziele ohne Überladung erreicht werden?


»Mein wichtiges Leitmotiv:
Ich muss ein populäres Motiv finden.«

Ein kommunikatives Ziel lautete zum einen eine Verjüngung der Internationalen Festspiele Baden-Württemberg zu erreichen und die Leute zu begeistern, die normalerweise nicht auf solche Veranstaltungen gehen. Der Fokus sollte auf einem Ort der Begegnung liegen, wo Hochkultur und Populärkultur zusammentreffen. Das Design durfte nicht zu akademisch anmuten, sonst spräche es ja nur die an, die eh schon hingehen.

Also probierten sie, die 17 Farben über die Bildsprache zu transportieren. Jedes Motiv ist auf diese Art einzigartig eingefärbt und mit Neonfarben auf Papier gedruckt. Zusammen mit der reduzierten Schriftgestaltung sind außergewöhnlich farbenfrohe (und dabei in keinster Weise kitschige) Designs entstanden. Na, wie gefällt dir das Ergebnis? Hat Daniel Wiesmann das mit seinem Team rund um Jule Erner und Robert Radziejewski nicht unglaublich großartig hinbekommen?


DIE SCHÖNSTEN DEUTSCHEN BÜCHER 2020

Das Programmbuch der Ludwigsburg Schlossfestspiele ist in der Wettbewerbs-Longlist der »Stiftung Buchkunst« nominiert – und hat gewonnen!


Muss man eigentlich Klassik-Fan sein, um das Erscheinungsbild für einen Auftraggeber wie das Ludwigsburg Festival gestalten zu können? Oder spielt der Musikgeschmack da keine Rolle?

»Es gibt nur gute oder schlechte Musik.«

Das hat Daniels Grafik-Design-Professor und Jazz-Festival-Gründer aus der Schweiz, Niklaus Troxler, immer gesagt. Und ich finde, es stimmt. Es kommt bei Musik eben nicht aufs Genre an, sondern, ob sie gefällt oder nicht, ob sie in einem etwas »zum Klingen bringt« oder nicht. Deshalb braucht es auch für Daniel nicht diese Grenzen, die vielleicht zwar manchmal helfen, um etwas zu beschreiben, aber eigentlich nicht notwendig sind.


Was gefällt Daniel an Ludwigsburg?

Schöne Erinnerungen hat er an den Märchengarten im Blüba, das Scala und den barocken Weihnachtsmarkt. Durch seine Arbeit für die Schlossfestspiele ist er nun wieder öfter als sonst im Ländle.

Berliner:innen,
kommt mal her!

Daniel empfiehlt euch nicht nur aus Nostalgie das Blühende Barock — sondern besonders das Residenzschloss von innen als »Riesenattraktion mit seinen Wahnsinns-Räumen«. »Das Schloss ist auf jeden Fall ein Highlight für mich«, sagt er.


Daniel, es war ein Highlight für mich, dich zu interviewen. Danke für deine Zeit, deine Offenheit und die Einblicke in deine Arbeit. Es war mir eine wahre Freude!


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Text: Deborah Schulze
Bilder:
Daniel Wiesmann
Nachhaltigkeitsziele-Würfel: www.17ziele.de
Filmschnitt:
Großes Danke an Stephan Zirwes und Ruben Zirwes für eure Unterstützung!