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Weltfrauentag am 8. März 2021: Entscheide dich für die Herausforderung

Brauchen wir noch einen Internationalen Frauentag? Ja!

Laut Weltwirtschaftsforum wird niemand von uns die Gleichstellung der Geschlechter zu Lebzeiten erleben. Immer noch herrschen in 150 Ländern dieser Welt Gesetze, die Frauen auf unterschiedlichste Weise diskriminieren. Es gibt dringend etwas zu tun — und wir alle können unseren Teil dazu beitragen.


Warum gibt es den Weltfrauentag?

Der Hintergrund: Der internationale Frauentag wurde im August 1910 in Kopenhagen von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin ins Leben gerufen. Zum ersten Mal forderten dann am 19. März 1911 mehr als eine Million Menschen in Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und der Schweiz, dass Frauen Ämter bekleiden und wählen dürfen. Damals waren, außer in Finnland, nirgends in Europa Frauen zur Wahl zugelassen.

Darum geht’s heute: Wir alle können uns dafür entscheiden, geschlechtsspezifische Voreingenommenheit und Ungleichheit zu hinterfragen und anzuprangern. Wir können uns alle bewusst dafür entscheiden, die Leistungen von Frauen zu suchen und zu feiern. Gemeinsam können wir alle dazu beitragen, eine inklusive Welt zu schaffen.

»Frauen sind weltweit besonderer Diskriminierung und Gewalterfahrungen ausgesetzt«,

so Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung. Dieser weltweite Missstand ist spürbar, oft auch nur im Kleinen. Der offizielle Hashtag #ChooseToChallenge (frei übersetzt: Entscheide dich für die Herausforderung) bietet Frauen eine Plattform, von ihren Erfolgen zu erzählen und sich für mehr Solidarität stark zu machen. Aus der Herausforderung kommt die Veränderung, also lasst uns alle die Herausforderung annehmen!


Wir haben 15 starken Frauen aus der Region Ludwigsburg und uns selbst, der »Hallo Ludwigsburg«-Redaktion, jeweils drei persönliche Fragen rund ums Thema #ChooseToChallenge gestellt.

Hier sind die inspirierenden Antworten:


Diana Busch
Sozialarbeiterin, Frauen für Frauen e.V. Ludwigsburg

1 | Welche persönliche Herausforderung willst du dieses Jahr angehen?
Natürlich weiterhin die Frauen mit unseren Beratungen unterstützen und ihnen zur Seite stehen. Dank der Aufstockung der Finanzierung der Fachberatungsstelle im Jahr 2020, durch die Stadt und den Landkreis Ludwigsburg, können wir dieses Jahr mit unterschiedlichen  Präventionsangeboten, wie »Gewaltig verliebt?!«, oder Fortbildungsangeboten starten.

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Ich bin sehr stolz auf unsere Arbeit und auf das, was jede von meinen Kolleginnen täglich leistet. Ich bin jedes Mal stolz, wenn die Frauen sich nach einer Beratung bedanken und sich nicht mehr allein fühlen.

3 | Was gibt’s in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Meiner Meinung nach gibt es noch sehr viel zu tun. Opfer von häuslicher Gewalt sind immer noch zu über 81 Prozent Frauen. Es ist (vor allem aktuell) für sehr viele Frauen unmöglich sich zu trennen, weil es kaum bezahlbare Wohnungen gibt, weil sie sich nicht finanzieren können, weil die Frauen immer noch oft schlechter bezahlt werden und weil die Hilfeinstitutionen, wie Frauenhäuser und Beratungsstellen, sehr schlecht finanziert sind.

Wir haben Diana letztes Jahr hinter den Kulissen des Filmprojekts »WELT BÜRGER INNEN« der Ludwigsburger Schlossfestspiele kennengelernt:


Laura Fröhlich
Autorin, Bloggerin und Journalistin

1 | Welche persönliche Challenge willst du dieses Jahr angehen?
Mehr Zeit offline verbringen, unser frisch gepachtetes Apfelgärtchen auf Vordermann bringen und weniger arbeiten.

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Sehr vielen Menschen bei meinen Vorträgen das Problem »Mental Load« erklärt und damit hoffentlich viele Anstöße und Mut zur Veränderung gegeben. 

3 | Was gibts in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun? Wir müssen uns mehr dafür einsetzen, dass Care-Arbeit gesehen,  wertgeschätzt und gleichberechtigt verteilt wird.


Barbara S. Watzl (65)
leidenschaftliche Kunsthausleiterin aus Ludwigsburg

1 | Welche persönliche Herausforderung wollen Sie dieses Jahr angehen?
Zeit ist ein großes Gut! Diese »neue Zeit« ist eine sehr große Herausforderung für alle, ich nutze sie, um Liegengebliebenes abzuarbeiten und Veränderungen endlich anzugehen, die schon lange auf dem Plan standen. Die Familie und ein schönes Heim stehen dieses Jahr an erster Stelle. Als frisch gebackene Oma gibt es sicherlich nichts Schöneres als zu erleben, wie das neue Familienmitglied heranwächst.

2 | Was haben Sie in letzter Zeit geschafft, worauf Sie stolz sind?
Persönlich und auch im Arbeitsleben waren die Herausforderungen seit einem Jahr wegen der weltweiten Pandemie sehr groß. Stolz bin ich darauf, dass wir — als Familie und auch mit den engsten Freunden — mehr zusammengerückt sind.

3 | Was gibt's in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Mein Wunsch wäre ein herzliches, höfliches und soziales Miteinander.


Birgit Werner-Walz (53)
Geschäftsführung BENSELER Holding GmbH & Co. KG

1 | Welche persönliche Herausforderung wollen Sie dieses Jahr angehen?
Mehr loslassen und Italienisch lernen.

2 | Was haben Sie in letzter Zeit geschafft, worauf Sie stolz sind?
Ich habe es geschafft, trotz schwindender Umsätze in unserer Firma und trotz Corona-bedingten Anspannungen und Ängsten in meiner Umgebung mehr Bewusstsein und Entschleunigung in meinen Alltag zu bringen.

3 | Was gibts in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Gleichberechtigung kann nur zusammen gelebt werden — daher sollte man nicht aufhören, das Verständnis und den Respekt für das andere Geschlecht zu stärken, sowohl privat als auch im Beruf.


Juliane Höschle (23)
Praktikantin bei Hallo Ludwigsburg

1 | Welche persönliche Challenge willst du dieses Jahr angehen?
Mir trotz Selbstoptimierungs- und Perfektionismus-Wahn selbst treu bleiben und mir immer wieder erlauben, nach dem Motto »trial and error« zu leben. Lieber ausprobieren und Fehler machen, um aus ihnen zu lernen, anstatt sich ewig zu fragen, ob es nicht vielleicht doch geklappt hätte, wenn ich es doch nur wenigstens mal versucht hätte. Social Media ist omnipräsent und nicht mehr aus unserer modernen Welt wegzudenken, da ist es so wichtig wie nie zuvor, das Bewusstsein zu behalten, dass man dort immer nur die scheinbar perfekte Spitze des Eisbergs zu sehen bekommt. Meine Challenge an mich selbst also: Ich erlaube mir immer wieder bewusst, ein »work in progress« zu sein.

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Ich habe meine Bachelorthesis mit dem Titel »Warum wir immer noch auf eine weibliche US-Präsidentin warten« abgegeben. Ich bin stolz auf das Ergebnis. Die Selbstdarstellung weiblicher Präsidentschafts-Kandidatinnen in den USA genauestens unter die Lupe zu nehmen, hat dazu geführt, dass mein Wissen rund ums Thema Feminismus um sehr viele wertvolle Erkenntnisse und Fachbegriffe bereichert wurde und ich nun ein noch viel schärferes Bewusstsein dafür habe, dass der Kampf für »gender equality« von uns allen jeden Tag im Kleinen weiter ausgefochten werden muss, damit sich strukturell etwas verändert.

3 | Was gibt's in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Oh, wo soll ich da nur anfangen? Ich wünsche mir, dass noch mehr Menschen sich bewusst machen, dass Feminismus für Männer ebenso gut und notwendig ist wie für Frauen (an dieser Stelle will ich jeder/jedem das Buch »Warum Feminismus gut für Männer ist« ans Herz legen!) … und, dass Gleichberechtigung keine optionale Idee von ein paar wenigen Utopist:innen, sondern ein längst überfälliges Ziel ist, das alle Lebensbereiche umfasst und das unabdingbar ist. Frauen müssen sich außerdem noch viel mehr gegenseitig empowern und unterstützen. Internalisierte Misogynie ist leider nach wie vor ein unterschätztes und weithin unbekanntes Phänomen, mit dem es sich Frauen im Alltag oft gegenseitig schwer machen, anstatt sich gegenseitig hoch zu »pushen«. 



Alexandra (51)
Speditionskauffrau

1 | Welche persönliche Herausforderung willst du dieses Jahr angehen?
Besonders knifflig fand ich die Frage nach der persönlichen Herausforderung für dieses Jahr. Ich glaube, die große Herausforderung in diesen Zeiten ist es, gut durch die Corona-Krise zu kommen, nicht krank zu werden und die Zeit, bis wir geimpft sind, gut zu durchstehen. Natürlich kommt immer wieder das Thema Urlaub auf den Tisch. Soll man heute schon etwas buchen oder doch lieber nochmal warten. Schon lange geistert in unseren Köpfen, endlich den Donauradweg Passau nach Wien anzugehen, rum. Mit Fahrrad, Handbike, Kind und Hunden, vielleicht noch das Zelt im Gepäck, bestimmt eine spannende Sache, von der wir noch nicht wissen, wie sie letztendlich enden wird. Aber wir finden, dass dieses Jahr das perfekte Jahr dafür ist. 

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Nun, als Rollifahrer hat man im Prinzip schon richtig was geschafft, da man ja ein neues Leben annehmen und einen komplett anderen Alltag meistern muss. Darauf kann jeder Rollifahrer stolz sein, denn das ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Die Geburt meiner Tochter im Jahr 2006 war mit Sicherheit eines der schönsten und aufregendsten Erlebnisse. Dazu musst du vielleicht auch wissen, dass uns von einer Schwangerschaft dringend abgeraten wurde. Das hatte medizinische Gründe. Ich muss regelmässig Tabletten für die Blase einnehmen, für die es keinerlei Erfahrungen bei Schwangeren gab. Mein Urologe hat mich dann medizinisch durch die Schwangerschaft begleitet, Tabletten mussten natürlich abgesetzt werden und in regelmäßigen Abständen wurde kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Der Kerl war (und ist) ein Segen.

3 | Was gibt’s in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Ich denke noch einiges und auf verschiedenen Ebenen: Mehr Frauen in Führungspositionen, Gehaltsangleichung Mann–Frau, und wo man immer noch dran arbeiten muss: Behinderte in z.B. der Planung von neuen Gebäuden oder Umbauten mit einzubeziehen. Was ich gerade in dieser Beziehung an Häusern sehe, da sträuben sich mir sämtliche Nackenhaare.


Tamika (34)
Friseurin in Elternzeit

1 | Welche persönliche Challenge willst du dieses Jahr angehen?
Meine persönlichen Herausforderungen für dieses Jahr sind, Beruf, Schulkind, Kindergartenkind und Selfcare unter einen Hut zu bekommen. Bis jetzt hatte ich noch das Glück, eine Stay-at-Home-Mom zu sein, dies wird sich aber nach dem Sommer ändern.

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Stolz darauf bin ich, als alleinerziehende Mama den Lockdown mit meinen Kindern gemeistert zu haben, ohne, dass es ihnen langweilig geworden ist oder es auf unsere Psyche geschlagen hat. Ich habe es geschafft, beiden Kindern, mir und meinem Haushalt gerecht zu werden.

3 | Was gibt's in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
In Sachen Gleichberechtigung gibt es noch viel zu tun. Gerade Anerkennung zu bekommen, als Stay-at-Home-Mom und PoC-Frau, ist sehr schwer. Egal, ob es die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in der Berufswelt ist oder ob es den intersektionalen Feminismus betrifft.


Gerda Grawunder
ehem. Schulleiterin der Ellentalgymnasien Bietigheim-Bissingen

1 | Welche persönliche Herausforderung wollen Sie dieses Jahr angehen?
Ich möchte die Texte konsequenter aufschreiben, die sich in meinem Kopf zu Wort melden. Die Disziplin dafür konnte ich bisher nicht aufbringen.

2 | Was haben SIe in letzter Zeit geschafft, worauf Sie stolz sind? 
Gemeinsam mit meiner Tochter habe ich im ersten Lockdown ein Bilderbuch gestaltet, das meiner Enkelin gefällt. Der in diesem Zeitraum physisch kaum überwindbare Abstand von mehr als zehn Flugstunden hinderte uns nicht daran.

3 | Was gibt's in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Was Frauen leisten, muss noch mehr Aufmerksamkeit erfahren, stärker gewürdigt und besser bezahlt werden. Das Ziel der Gleichstellung — nicht nur der Gleichberechtigung — von Frauen und Männern muss bei allen gesellschaftlichen Aufgaben mit bedacht werden.


Tabea Lerch (35)
Mitgründerin von Hallo Ludwigsburg

1 | Welche persönliche Herausforderung willst du dieses Jahr angehen?
Ich will Projekte umsetzen, die ein bisschen zu groß sind — um daran zu wachsen. Will Menschen treffen, die mich inspirieren, Artikel schreiben, die etwas bewegen, und dabei stets die Balance zwischen Durchpowern und Abschalten halten (da bin ich noch nicht so gut drin).

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Tatsächlich vieles: Ich habe in zwei Lockdowns mit meinen Kindern gealbert, geschimpft und gebastelt (und bin dabei oft an meine Grenzen gestoßen). Gleichzeitig habe ich in den letzten Monaten unser Startup voran gebracht und gemeinsam mit Deborah (der besten Partnerin, die ich mir vorstellen kann) tolle Projekte erdacht und umgesetzt. Auch konnte ich eine Wohnung für meine Schwiegermutter auftreiben (ein Glück, dass sie jetzt da ist und meinem Mann und mir ein wenig Zeit zu zweit vergönnt!), habe wieder mit Laufen angefangen (dank meiner Jugendfreundin Luisa), den Garten umgegraben (super Ausgleich zur Schreibtischarbeit) und, ganz wichtig: auch mal durchgeatmet.

3 | Was gibt’s in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Wenn Mädchen weltweit immer noch der Zugang zu Bildung verwehrt wird,
wenn die »Ärztin« im Duden erst 2021 gleichwertig neben dem »Arzt« steht,
wenn Care-Arbeit nicht angemessen entlohnt wird,
wenn Väter, die zwei Vaterschaftsmonate nehmen, sich für Helden halten,
wenn stets Mütter mit dem kranken Kind zuhause bleiben,
wenn Männer stets nach dem Job, und Frauen nach den Kindern gefragt werden,
wenn Töchter Glitzerfeen statt Experimentierkästen geschenkt bekommen,
und wenn Leute es übertrieben finden, dass wir bei »Hallo Ludwigsburg« unsere Texte gendern,
… dann gibt’s noch eine Menge zu tun.


Olivia (23) aus Bietigheim-Bissingen
Auszubildende im 3. Lehrjahr an der Iwanson International School of Contemporary Dance München

1 | Welche persönliche Challenge willst du dieses Jahr angehen?
Ich möchte mich weniger stressen lassen und mehr auf mich und meinen Körper hören.

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Ich bin stolz, es geschafft zu haben, mich täglich daheim auf sehr begrenztem Raum zu motivieren und mein Tanztraining möglichst normal durchgezogen zu haben.

3 | Was gibts in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Zu viel! Wie kann es zum Beispiel sein, dass eine Frau für dieselbe Arbeit immer noch weniger verdient als ein Mann?


#ChooseToChallenge —
Motto des Internationalen Frauentags 2021


Xenia Troniarsky (52)
Geschäftsführende Gesellschafterin ITgroup

1 | Welche persönliche Herausforderung wollen Sie dieses Jahr angehen?
Ich absolviere momentan eine Weiterbildung zur Immobilienverwalterin IHK.

2 | Was haben Sie in letzter Zeit geschafft, worauf Sie stolz sind?
Diese Weiterbildung absolviere ich neben Unternehmensführung, Mitarbeiterführung und Corona-Herausforderungen.

3 | Was gibt’s in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Frauen in Führungspositionen haben es oftmals schwer, die Akzeptanz ihrer männlichen Kollegen zu erlangen. Ich wünsche mir mehr gleichberechtigte Denkweise! Wir brauchen keine Quote. Wir müssen in führende Positionen kommen aufgrund der Anerkennung unserer Kompetenzen! 


Laura Sterzel (26)
Pädagogin und Bloggerin

1 | Welche persönliche Challenge willst du dieses Jahr angehen?
Ich möchte mir selbst im Jahr 2021 den selbst produzierten Stress rausnehmen. Ich möchte mehr auf mich achten und auf meine Gesundheit. Bei meiner Arbeit als ErzieherIn ist das nicht immer einfach, aber genau deshalb habe ich mich auch entschieden, mich zweimal die Woche testen zu lassen und sogar bald impfen zu lassen.

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Ich habe Anfang 2020 die Entscheidung getroffen, auf Instagram über Pädagogik zu schreiben. Ich habe, wie alle, bei Null gestartet und bin sehr glücklich über jede einzelne Person auf meiner Seite.

3 | Was gibt's in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Ich bin der Meinung, wir stehen beim Thema Gleichberechtigung noch ganz am Anfang: Denn meistens denken viele, man würde beim Thema Gleichberechtigung selbst etwas verlieren, wenn man für die Rechte von anderen einsteht, dabei würde jeder einzelne von uns so viel dazu gewinnen. Wir müssen z.B. unbedingt dafür sorgen, dass Frauen nicht die meiste Care-Arbeit erledigen müssen. Gerade in der aktuellen Krise ist das mehr als sonst im Vordergrund, was Frauen tagtäglich leisten. Jedoch können wir mehr Gleichberechtigung nur erreichen, wenn alle Hände ineinander greifen: Frauen, Männer, Menschen mit und ohne Behinderung — einfach alle müssen zusammenarbeiten.


Nicole Ackermann (44)
Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Ludwigsburg

1 | Welche persönliche Herausforderung wollen Sie dieses Jahr angehen?
Mir ist es wichtig, dass Präsenztermine unter Einhaltung der Hygienevorschriften wieder stattfinden können. In jedem Bereich ist es sehr wichtig, dass sich Menschen persönlich austauschen können, hierfür setze ich mich ein. Wichtig ist mir auch besonders die Schätzung und Stärkung des Ehrenamtes. Ohne Menschen, die freiwillig ehrenamtlich für das Allgemeinwohl tätig sind, gäbe es viele Interessensgemeinschaften und Vereine nicht. Diese Wertschätzung möchte ich gerne der Allgemeinheit mitteilen.

2 | Was haben Sie in letzter Zeit geschafft, worauf Sie stolz sind?
Stolz sind wir darauf, dass wir es geschafft haben, unsere Mitglieder umfassend in der Krise zu beraten und darüber hinaus, alle Aufgaben erfolgreich zu erledigen. Unser Team ist und war hervorragend aufgestellt und hat bei jeder Situation klasse reagiert.

3 | Was gibt's in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Die Wertschätzung und Anerkennung, egal welchen Geschlechts, der Person entgegenkommt, die für eine Position geeignet ist.



Angelika Schäfer
Gründerin des GedankenKlang Verlags, Illustratorin, Texterin

1 | Welche persönliche Challenge willst du dieses Jahr angehen?
Meine persönliche Herausforderung in diesem Jahr wird sein, mich mehr der Öffentlichkeit zu zeigen. Kreativ zu arbeiten und Dinge zu erschaffen fällt mir leicht und macht mir unheimlich viel Freude. Mit den fertigen Werken dann allerdings nach Draußen zu gehen und zu sagen: »Hey, schaut mal was ich Tolles gemacht habe« ist dann doch noch einmal eine Herausforderung für sich. Und obwohl ich in diesem Punkt schon viele innerliche Hürden überwunden habe, möchte ich da noch mutiger werden und mich und meine Arbeiten mehr zeigen und präsentieren. 

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Dass ich im letzten September mitten in der Pandemie mein kleines Atelier eröffnet habe, darauf bin ich stolz. Nicht nur wegen der Sache an sich, sondern vielmehr, dass ich trotz allen Unsicherheiten und Ängsten die in dieser Zeit in der ganzen Welt zu spüren waren, mich von meinem Vertrauen und meiner Zuversicht durch diese Zeit habe tragen lassen und ich diesen Schritt gegangen bin. 

3 | Was gibts in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Oh, ich denke da gibt es noch sehr viel zu tun und umzudenken. Viele Dinge werden, wenn sie von Frauen getan werden, als selbstverständlich angesehen. Werden sie hingegen von einem Mann getan, scheinen sie plötzlich besonders lobenswert und außergewöhnlich zu sein. Ich glaube, es sind die vielen kleinen Dinge, die ein Umdenken benötigen, damit tatsächlich so etwas wie Gleichberechtigung entstehen kann. 


Sigrid Zimmerling (35)
Leitende Geschäftsführerin Bezirkskammer Ludwigsburg
IHK Region Stuttgart

1 | Welche persönliche Challenge wollen Sie dieses Jahr angehen?
Glutenfreie Backrezepte auszuprobieren, denn das Angebot an frischen, glutenfreien Leckereien ist in Ludwigsburg leider bislang eher überschaubar.

2 | Was haben Sie in letzter Zeit geschafft, worauf Sie stolz sind?
Bei allen Herausforderungen immer optimistisch geblieben zu sein und es mit allen Teammitgliedern gemeinsam geschafft zu haben, dass das Miteinander im IHK-Team trotz überwiegend nur noch virtueller Kontakte intensiv, persönlich und wertschätzend geblieben ist, wir miteinander auf jeden Einzelnen acht gegeben haben, uns gemeinsam über Hochs gefreut und aus Tiefs herausgezogen haben. Kurz: Ich bin stolz auf mein IHK-Team Ludwigsburg!

3 | Was gibt’s in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Familie und Karriere muss für Mütter wie Väter selbstverständlich möglich sein.


Anna Mühlhaus (41)
Veranstaltungsmanagerin

1 | Welche persönliche Herausforderung willst du dieses Jahr angehen?
Corona verlängert gerade ein bisschen meine Elternzeit, aber eigentlich stehe ich vor der Herausforderung, einen Job zu finden, der meinen Vorstellungen, Fähigkeiten und Ambitionen entspricht, und mich zugleich auch meine Erwartung an mich als Mutter erfüllen lässt. 

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Die letzte Zeit war merkwürdig. Es passiert nichts und trotzdem sind die Tage anstrengend. Da bin ich stolz, dass ich es trotzdem geschafft habe, ein paar lange aufgeschobene Telefonate zu führen und alte Freundschaften zu pflegen. 

3 | Was gibt's in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Viel. Alte Strukturen aus den Köpfen zu bekommen dauert einfach. Da haben wir viele Baustellen; sei es Gleichberechtigung, Rassismus oder Klimaschutz. Jeden Tag auch auf Kleinigkeiten achten und auch bei mir selbst und bei Ungleichbehandlung den Mund aufmachen und nicht denken, dass es halt so ist, wie es ist. Jede:r kann mit einem kleinen Schritt etwas bewirken.


Deborah Schulze (36)
Mitgründerin von Hallo Ludwigsburg

1 | Welche persönliche Challenge willst du dieses Jahr angehen?
Seit einigen Jahren — vielleicht liegts am Alter, vielleicht aber auch an Instagram — werde ich politisch immer interessierter. Ich möchte mich weiter auseinandersetzen, bilden und reflektieren vor allem zu den Themen Feminismus, Gendergerechtigkeit und Rassismus. Außerdem will ich meinen 2020er-Jahresdurchschnitt von viel zu wenigen 3.500 Schritten pro Tag auf durchschnittlich mindestens 8.000 Schritte pro Tag steigern. Wer geht mit?

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Andere klopfen mir sprichwörtlich oft auf die Schulter und bewundern mich, »wie ich das alles schaffe«: erst das Studium mit Kindern, die Freiberuflichkeit, my Man, das Haus, jetzt Homeschooling und Startup ... Dann denke ich, ach, ist doch alles gar nicht so wild aus meiner privilegierten Position heraus. Außerdem wächst man doch an seinen Aufgaben und als Macherin leb ich eben im Hier und Jetzt auf dem Weg zum Ziel. Und dann kommen sie doch, die schwachen Tage, an denen PMS-Hormone überhand nehmen, mir alles zu viel ist und ich am liebsten ganz alleine wäre, frei nach dem Motto an meiner Wohnzimmerwand: »I just want to drink coffee, create stuff and sleep.« Wenn ich dann am nächsten Morgen aufwache und gute Laune habe, bin ich froh, wieder ich zu sein: Deborah, die [fleißige] Biene.

3 | Was gibts in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Adultismus abschaffen — damit auch Kinder gleichwertiger behandelt werden und sich ihr Selbstwert gesund entwickelt kann. Empathiefähigkeit verbessern — damit mehr Solidarität möglich ist. Minderheiten gesellschaftlich sichtbarer machen — hier kann (gendergerechte) Sprache ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sein, die ebenso diskriminierende, rassistische Wörter ausschließt. Spenden — an international tätige Organisationen, die sich für Mädchen und Frauen einsetzen. Und vor allem: Nicht leise sein, wo einem Ungerechtigkeiten begegnen.


Mona (26)
Social Media Marketing

1 | Welche persönliche Herausforderung willst du dieses Jahr angehen?
Mein Nebengewerbe in der Fotografie weiter ausbauen, weil das eine Tätigkeit ist, die mich wirklich erfüllt und mir Spaß macht. Der perfekte Ausgleich zum Arbeitsalltag, mit welchem ich anderen Menschen eine Freude machen kann. Außerdem sind wir aktuell dabei, unser eigenes Haus zu bauen, das wird ebenfalls eine Herausforderung, auf die ich mich freue.

2 | Was hast du in letzter Zeit geschafft, worauf du stolz bist?
Mein Jahr 2021 hat mit einem Hauskauf, einem neuen Job und einem neuen Familienmitglied, einem Hundewelpen, begonnen. Nebenher versuche ich auch die Fotografie nicht zu vernachlässigen. Ich denke all das unter einen Hut zu bekommen, und trotzdem den Spaß an allem nicht zu verlieren, das macht mich stolz.

3 | Was gibt’s in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?
Ich finde, dass im Familienleben noch mehr das Thema Gleichberechtigung zur Sprache kommen sollte. Die Frau kann ebenfalls das Geld mit nach Hause bringen, ihrem Traumjob nachgehen und der Mann kann der Familien-Manager sein.



Veröffentlichung: 08. März 2021
Autorin: Juliane Höschle

Bildquellen:
The Future is Female: Sinitta Leunen
Post-its: Valentina Conde
Rollstuhlfahrerin: Marcus Aurelius
Bier-Tasting: Meritt Thomas
Tabea Lerch: Mona Weingart
Hand hoch: Zen Chung
Alle weiteren Bilder: privat