Velle Verlag | Hallo Ludwigsburg

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Rockmusik im Brezelmuseum und Anleitung zum Brezel schlingen

#KulturOnTour —
Eine Videoserie mit 5 Folgen

Folge 3 | Heute, 19 Uhr | YouTube
Kulturlocation: Brezelmuseum
Kulturact: Superwiser


»Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass es so viel über Brezeln zu erzählen gibt!«

Das schrieb ein Gast des Brezelmuseums in Erdmannhausen über seinen Besuch dort. Verstehen wir gut! Denn wir sind selbst begeistert vom heutigen Stopp unserer »Kultur on Tour«-Reihe, den viele von euch bestimmt noch nicht kennen. Mitten im Erdmannhauser Wohngebiet erwartet euch ein kleines, feines Museum über des Schwaben liebstes Gebäckstück. 

Im Brezelmuseum gibt viel zu entdecken: Ihr hört die Legende über Bäcker Frieder aus Urach, der 1477 die Brezel erfand. Ihr erfahrt, warum US-Präsident Bush fast an einer Brezel erstickt wäre. Und ihr bekommt viele weitere spannende und absurde Infos zur Brezel mit. Die Brezel ist eben ein schwäbisches Kulturgut und hat zudem eine lange Geschichte.

Superwiser —
Surf-Lifestyle forever

Die Alternative-Rockband aus Oberstenfeld will endlich wieder Schweiß von den Wänden tropfen sehen. Über 500 Tage ohne Konzerte liegen hinter ihnen — eine harte Zeit.

Heute dürfen sie das Brezelmuseum rocken. Im Interview verraten die vier Jungs uns Highlights aus ihrer Musikerzeit und wie man es schafft, 13 Jahre lang als Band zusammenzubleiben. Seid gespannt auf rockiges Surfer-Feeling und röhrende Gitarren!


Ehemalige Backstube zum Brezelmuseum umgebaut

Die ehemalige Backstube der Firma Huober ist der perfekte Platz, um von diesem außergewöhnlichen Gebäck zu erzählen. Emil und Grete Huober eröffneten hier in der Badstraße 8 in Erdmannhausen 1950 die »Erste württembergische Brezelfabrik«. Von den früheren Zeiten ist tatsächlich noch viel zu sehen: Die alte Backstube wurde erhalten und so können die Museumsgäste hier heute noch das Brezelschlingen üben. 

Klar, dass wir unseren Moderator Uli Ochmann das auch versuchen lassen. Er lässt sich für die dritte Folge unserer »Kultur on Tour«-Reihe von Museumsleiterin Sonja Hart herumführen und wird heute noch einiges über das sagenumwobene Gebäck dazulernen!




»Man war mit beiden Ellenbogen im Teig — alles Handarbeit«

Moderator Uli Ochmann für die LUKE im Interview mit Sonja Hart, Leiterin des Brezelmuseums


Sonja — zu Beginn hab ich ein paar Entweder-oder-Fragen an dich:
Ludwigsburg oder Stuttgart? Darf ich auch Erdmannhausen sagen?
Kino oder Kulturkeller? Kulturkeller.
Freilichtkino oder Netflix? Freilichtkino.
Brötchen oder Brezel? Natürlich Brezel.
Wie schläfst du nachts, Bauch oben oder Bauch unten? Bauch oben.

Warum braucht die Brezel ein eigenes Museum? Und wie lange gibt es das Brezelmuseum in Erdmannhausen schon?

Die Brezel ist ein ganz besonderes Gebäck. Wir befinden uns hier in einer ehemaligen Brezelbackstube der Firma Huober. Als 2016 diese Räumlichkeiten frei wurden, wurde beschlossen, hier ein Museum für die Brezel zu eröffnen. Herzlich willkommen!

Wie ist die heutige Form der Brezel eigentlich entstanden?

Die Ursprungsform war ein Rundgebäck. Hinzu kamen später die Ärmchen zum Verschlingen. Noch später folgte der Knoten. Das Schlingen werden wir später noch zusammen üben.

Da bin ich sehr gespannt! Ich habe noch nie eine eigene Brezel angefertigt. Wie lange bist du schon im Brezelmuseum tätig? 

Seit der Eröffnung, beziehungsweise kurze Zeit davor. Ich habe noch die Baustelle gesehen und fand es natürlich genial, die Umwandlung zum Museum mitzuerleben. 

Die Brezel — das Gebäck, durch das die Sonne dreimal scheint.

Was kann man hier im Museum erleben?

Bei uns geht es um Geschichten und Legenden rund um die Brezel. Wir erzählen die Geschichte vom Bäcker Frieder, der die Brezel erfunden hat und bieten Brezel-Backaktionen für Kinder an.

Wer besucht das Museum? 

Von den Kleinsten bis zu Senior:innen kommen alle zu uns. Auch Schulklassen und Austauschgruppen von nah und fern besuchen das Museum.

Was ist das Besondere an der Brezel?

Sie ist bis heute Symbol vieler Bäckereien und somit Kulturgut. Besonders ist auch die Präzision, mit der sie geschlungen wird.

Wo sind wir jetzt? 

Jetzt befinden wir uns in unserer traditionellen Backstube. Sie ist nahezu original erhalten mit den Fliesen und dem Boden von damals. Auf dem Wirktisch wurde damals gebacken und Teig geknetet. Man war mit beiden Ellenbogen noch im Teig drin, alles war Handarbeit.

Ich sehe eine Waage. Ist das Gewicht einer Brezel denn so wichtig? 

Auf jeden Fall. Damals haben die Zünfte ganz genau bestimmt, wie groß und schwer eine Brezel sein sollte. Wenn eine Brezel zu klein war, haben sich die Kunden beschwert. War sie zu groß, haben sich die anderen Bäcker wegen unlauteren Wettbewerbs beschwert. Das Gewicht hat wirklich stimmen müssen, sonst gab es böse Strafen.

Werden Brezeln auch eingeschnitten? 

Ja. Nach dem Laugenbad, kurz bevor sie in den Ofen geschoben werden, kommt hier bei uns im Schwabenländle der Schnitt dazu. So ist das weiße Bäuchle schön zu sehen. Bayerische Brezeln hingegen lässt man von allein aufplatzen.

Gibt es eine Richtung, wie der Bauch liegen sollte? Oben oder unten?

[Lacht] Ich bekomme manchmal ganz nette Anrufe. Die Leute diskutieren zuhause beim Mittagessen und fragen mich: »Wie rum gehört sie denn jetzt? Nach unten oder nach oben?« Ich dachte ja, das kommt aus einem selber raus und jeder entscheidet das für sich. Für mich ist der Bauch nach unten richtig. 

Eure Besucher dürfen alle hier selbst Brezeln backen? 

Die, die sich anmelden, ja. Man kann hier richtige Brezeln backen, aber ohne Lauge. Für die anderen gibt es die Stoffbrezeln zum Üben. 

Wie viel Besucher habt ihr durchschnittlich pro Jahr? 

2019 hatten wir 5.000 Besucher. Das war ein richtig schön besuchtes Jahr. Die letzten zwei Jahre kamen aufgrund der Pandemie dann nur noch circa 1.000 Leute im Jahr. Wir haben nach den Lockdowns aber nicht gleich wieder geöffnet, weil die Auflagen zu hoch waren. Auch Führungen haben wir lange nicht angeboten. Spezielle Corona-Bestimmungen wurden erst spät verabschiedet. Die Museen sind da ein bissle vergessen worden.

Wie habt ihr die Zeit genutzt?

Wir haben versucht, neue Exponate fürs Museum zu bekommen und haben nach neuen Brezelmotiven Ausschau gehalten. Und wir haben organisatorische Dinge erledigt, die normalerweise auf der Strecke bleiben. 

Habt ihr Unterstützung von der Stadt Ludwigsburg oder dem Landkreis bekommen? 

Nein. Dadurch, dass wir ein kleines, privates Museum sind, sind wir auch so durch diese Zeit gekommen.

Wie geht's weiter im Brezelmuseum? Habt ihr Veranstaltungen geplant?

Veranstaltung sind jetzt gerade wieder schwierig. Wir waren froh, dass wir im Sommer einige öffentliche Führungen anbieten konnten. In den Sommerferien waren wir relativ gut besucht, weil natürlich viele zu Hause geblieben und nicht in Urlaub gefahren sind. Wir durften auch unseren fünfjährigen Brezelmuseums-Geburtstag feiern. Das war sehr schön. 

Immer am 6. Januar laden wir ganztägig zum Brezelbacken ein. Das wollen wir nächstes Jahr in hoffentlich größerer Zahl auch wieder machen, vermutlich mit Anmeldung. Je nachdem, was man dann darf.

Vielen Dank, dass ich [Uli] bei dir Brezeln lernen durfte!


Online anschauen:
Die Weltkarte der schönsten Brezelmotive

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Superwiser

»Endlich wieder tropfender Schweiß von den Wänden«

Jugendbands haben oft nur eine kurze Lebensdauer. Einige Jahre spielen sie zusammen, dann gehen alle ihren eigenen Weg. Nicht so bei Superwiser: Ganze 13 Jahren gibt es die Band nun schon!

»Superwiser« — die Oberschlauen — nannten sich die vier jungen Männer, die gebürtig aus Oberstenfeld und Umgebung stammen, bei ihrer Gründung 2008. Das kam damals so:

Siggi und Max, schon seit dem Kindergarten befreundet, beschlossen, eine Band gründen.

Schwierig, ohne Instrumente zu spielen! Also nahmen sie Unterricht und brachten sich das Bass- und Schlagzeugspielen bei. Nur ein Sänger fehlte ihnen noch. Sie hörten sich um und fanden Daniel, der schon länger Gitarre spielte. »Du musst aber auch singen«, erklärten sie ihm. Er sagte zu. Als weiterer Gitarrist kam später Kumpel Marius hinzu. 

»Die beste Band, die niemand kennt«

Vorbild der Band waren damals die Beatsteaks, die als deutsche Band mit englischsprachigen Songs um die Jahrtausendwende eine steile internationale Karriere hinlegten. »Wenn die das so schön schaffen, dann machen wir es auch so!«, dachte Sänger Daniel damals. »Wir haben sie beinahe übertroffen«, fügt er schmunzelnd hinzu.

Zwar blieb der große Erfolg von »Superwiser« aus, aber es ist der Spaß am Musikmachen, der die Band seit so langer Zeit zusammenhält. Selbstironisch nennen sie sich auf ihrer Website »Die beste Band, die niemand kennt«.

Beatsteaks, Red Hot Chili Peppers und Foo Fighters als Vorbilder

Von London bis Honolulu erstreckt sich die musikalische Bandbreite von »Superwiser«, weil die vier Jungs britischen und US-amerikanischen Rock lieben und alle »eine Affinität für den Surf-Livestyle« mitbringen, erläutert Max. Als einen Höhepunkt in der Bandgeschichte nennen die vier passenderweise ihre beiden Livekonzerte 2012 in Honolulu, Hawaii.

Vier Alben sind in den 13 Jahren erschienen, das letzte namens »Pacific Breakfast« wurde 2019 durch Crowdfunding finanziert und erstmals in einem gut ausgestatteten Tonstudio produziert. »Das hat das Musik- und Klanglevel nochmal angehoben«, findet Max. Tipp: Die Musik von Superwiser könnt ihr auf allen gängigen Plattformen streamen.

Konzerte in Coronazeiten: 500 Tage lief gar nichts

Das letzte Konzert für lange Zeit spielte die Band im Februar 2020 im Café Provinz in Marbach. Daniel erzählt: »Der kleine Laden war vollgepackt und Schweiß ist von den Scheiben runtergelaufen. Wir dachten: Oh geil, so kann's jetzt weitergehen!« Dann lief fünfhundert Tage gar nichts. 

Weil nichts anderes ging, spielte die Band eine Lockdownversion des Incubus-Songs »Drive« ein — jeder zuhause auf seinem Sofa:

Erst im Juli 2021 spielten »Superwiser« wieder zusammen. Zunächst Livestreams, dann ein erstes Open Air Konzert in Waiblingen — und heute im Brezelmuseum. 

Erinnerungen an gemeinsame Band-Erlebnisse

Die Band sei auf jeden Fall eine Flucht aus dem Alltag, meint Daniel: »Laut sein, ins Mikro schreien«, das tue einfach gut. Den vieren geht es nicht ums Geld, sondern um das ganze Drumherum und die gemeinsamen Erlebnisse: Konzerte, die erst um 3 Uhr nachts begannen, Übernachtungen auf blanken Tischen im Unigebäude und natürlich das gemeinsame Musik machen.

Nach den Lockdowns der Pandemie »raufen wir uns gerade wieder zusammen«, sagt Marius abschließend. Der Proberaum wurde renoviert und an neuen Songs wir auch schon gearbeitet. Wir sind gespannt, was wir in Zukunft noch von Superwiser zu hören bekommen!


Und nun schaut rein in Folge 3 von »Kultur on Tour«:


Mensch, das waren spannende Einblicke in eine kleine, feine Kultureinrichtung und eine sehr sympathische Bandgeschichte!

Wir freuen uns auf weitere Folgen unserer #kulturontour und sehen uns nächsten Montag um 19 Uhr zu Folge 4 in Marbach auf der Schillerhöhe.


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Veröffentlichung:
06. Dezember 2021
Redaktion: Tabea Lerch
Fotografie: Yakub Zeyrek
Projektkoordination: Die LUKE
Kamera: Christoph Hensen, Helmut Staiger
Schnitt: Christoph Hensen
Ton: Alex Wartan, Reiner Motz
Moderation: Uli Ochmann
Kulturlocation: Brezelmuseum
Livemusik: Superwiser
Aufnahmeleitung & Catering: Andreas Prangenberg
Produktionsassistenz: Ananstasia Fragkouli, Jeannette Edler

Das Projekt wird gefördert von der Wüstenrot-Stiftung.

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