Velle Verlag | Hallo Ludwigsburg

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»Spätestens um 9 Uhr bekommen wir Lust auf Pizza!«

Vom Aufstehen bis Zehn: Ein Tag in der Morningshow von Radio Energy Stuttgart mit Laura & Vince

Einfach mal spontan drauf losplappern? Weit gefehlt! Radiomoderator:innen absolvieren eine journalistische Ausbildung, Stimmtraining und — das Wichtigste: Sie brauchen Persönlichkeit. Einen Tag lang habe ich Laura und Vince von der Energy Stuttgart Morningshow begleitet und dabei spannende Geschichten aus ihrem Alltag erfahren.

Wer die Vorbilder der beiden sind, wie sie sich auf ihren gemeinsamen Podcast vorbereiten und warum ich das Medium Radio nach meinem Interview mit Laura und Vince mit ganz anderen Augen sehe, all das lest ihr hier.

Auf dem Monitor sehen die Moderator:innen, welcher Song bzw. welcher Sendeblock als nächstes kommt und wie viel Zeit noch vor der nächsten Moderation bleibt.

Das Motto der Morningshow »Vom Aufstehen bis Zehn« habe ich bei meinen Besuch wortwörtlich genommen.

»On Air« sind Laura und Vince von 5 Uhr bis 10 Uhr — für mich eine ungewöhnlich frühe Arbeitszeit, zu der sich die beiden täglich aus dem Bett bewegen (müssen) — und ich an dem Tag natürlich auch. Es war spannend zu erleben, welch vielseitigen Aufgaben für die Radiomoderator:innen anfallen, auch nach dem Ende der Morningshow um 10 Uhr.


»Good Vibes Only« —
gute Laune mitten in der Nacht


Vince Schuster, 29, und Laura Müller, 23, sorgen bei Radio Energy von Montag bis Freitag für morgentliche gute Laune und einen guten Start in den Tag. Die Show der beiden steht dabei stets im Zeichen ihres Leitspruchs »Good vibes only«, also gute Stimmung verbreiten. Und das merke ich sofort, als ich — im Gegensatz zu den beiden — noch recht verschlafen und müde dienstagsfrüh um 4:30 Uhr das Studio betrete. Die beiden sind bereits munter am Quatschen, und besprechen die nächsten Showinhalte.

Neugierig und mit einer gewissen Portion Ehrfurcht betrete ich das »Studio 1«.

Das rote »On Air«-Licht brennt und etwas später erfahre ich, dass den beiden jetzt in diesem Moment gut 110.000 Zuhörer:innen live vor ihren Radios zuhören — ob im Auto, beim Frühstück, bei der Arbeit oder während des Zähneputzens. Wie aufregend!

Das Studio von Radio Energy Stuttgart befindet sich direkt gegnüber dem MARSTALL Center in Ludwigsburg.

Ich darf Mäuschen spielen.

Mit Kopfhörern auf lausche ich abwechselnd ihren Moderationen, den News, der Musik und den Gesprächen dazwischen. Ich bin total beeindruckt von der Ruhe und Lässigkeit, mit der Laura und Vince ihren Job angehen. Während sie ihren Zuhörer:innen den Start in den Tag versüßen, auf das richtige Timing bei der Musik achten, »nebenher« noch neuen Content für den kommenden Tag einsprechen und mit Hörer:innen Spiele spielen, telefonieren und und und … Und dann stehe auch noch ich nebendran und stelle am laufenden Band Fragen. Und trotzdem habe ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass irgendetwas oder irgendwer die beiden so schnell aus der Ruhe bringen kann. Echte Profis eben!

Vor allem Vince hat einen Multitasking-Job: Er »fährt die Sendung«.

Er bedient Mikros, Musikbetten (also kleine Jingles, die bei Moderationen im Hintergrund gespielt werden), Musikelemente, O-Töne und Soundeffekte über das Mischpult. Vince ist also wie ein DJ, der dafür sorgt, dass alles zusammen gut klingt. Auch, dass die Stimmen der beiden gut in das Gesamte passen, dass nichts zu laut und nichts zu leise klingt — ein angenehmes Sounderlebnis für die Hörer:innen also.

Laura ist viel und gerne »im Ländle« unterwegs.

Für ihre Rubrik »Lauras Ländle« tourt sie durch die Energy-Region und erlebt dabei spannende regionale Abenteuer — zum Beispiel beim Reiten auf einer Kuh, einem Makramee-Workshop, einem Achterbahntest, beim Stehpaddeln auf der Enz, beim Rollstuhlfechten des SV Böblingen oder bei ihrer Paddel-Ausfahrt im eigens geschnitzen XXL-Kürbis auf dem kleinen See im Blühenden Barock. Noch mehr coole Aktionen von Laura: Töpfern in Ingersheim oder den Flitzer Blitzer 


So sieht ein typischer Arbeitstag von Laura & Vince aus:


03:45 Uhr — Raus aus den Federn! 

Ludwigsburg schläft. Jedenfalls der Großteil der Ludwigsburger:innen. Aber mitten in Ludwigsburg, in Laura Müllers WG, geht Licht an. Der Wecker klingelt und sie steht sofort auf. Draußen ist es dunkel und kalt – trotzdem zieht sie sich tapfer an und fährt auf ihrem Fahrrad zum Energy Studio in die Kirchstraße 29. Der Wecker von Kollege Vince hat bereits eine Viertelstunde früher geklingelt, da der Weg von Bietigheim-Bissingen mehr Zeit kostet.

04:30 Uhr Spätestens jetzt sind sie im Sender im Gebäude direkt gegenüber des Marstall-Centers. Nun beginnt ihr Arbeitstag. Und zwar damit, dass sie ihre Computer einschalten und sich über die neuesten Vorkommnisse informieren und besprechen, welche Themen heute relevant sind.

04:48 Uhr Die News sind gecheckt, die beiden wissen, was heute ansteht und jetzt folgt ein ganz wichtiger Part: Der erste Kaffee läuft durch und hilft den beiden kurz vor Start der Morning Show, frisch und wach in ihren Arbeitstag zu starten. 

04:58 Uhr Das Licht geht an und die beiden betreten das Studio, in dem sie gleich für die nächsten fünf Stunden live senden werden.  

05:00 Uhr Die Morning-Show beginnt mit einem fröhlichen: »Guten Morgen, Freunde! Schön, dass ihr dabei seid.«

05:20 Uhr Eine kurze Rückblende zum gestrigen Tag: Was ist gestern in der Show passiert, was besonders lustig war? 

06:34 Uhr Der 2. Kaffee läuft durch.

07:32 Uhr Nach den News von Kollege Dennis, den Verkehrsnachrichten sowie dem Wetterbericht gibt es erst mal zwei Hits ohne Unterbrechung. Währenddessen bereiten die beiden jetzt auch ihre »Top 3 des Tages« vor und erzählen ihren Zuhörer:innen, was am heutigen Tag wichtig wird.

Was mir auffällt: Die beiden haben eine eigene Zeichensprache entwickelt, die ziemlich lustig aussieht. »Wir machen das, wenn wir die Kopfhörer schon aufhaben und kurz absprechen wollen, wie die Stimmung ist und wie die nächste Moderation werden soll«, erklären mir die beiden.

08:22 Uhr — Wir wollen Pizza!

»Esst ihr eigentlich vor der Show eine Kleinigkeit? Kann man so früh überhaupt schon etwas essen?«, will ich wissen. »Nein. Wir essen im Normalfall nach der Show. Aber spätestens um 9 Uhr bekommen wir immer wahnsinnige Lust auf Pizza«, erzählt Laura mir. Vince stimmt mit ein: »Genau — das große Problem ist allerdings: Es gibt keinen Pizzaservice in der Nähe des Studios, der um 9 Uhr morgens liefert!« Ich denke mir: »Na toll. Da hätte ich anstatt Kinderriegeln, Duplo und Snickers wohl lieber ein Schnitzel mitbringen müssen.« Falls eine Pizzeria das hier liest, dann bitte bei Laura & Vince melden. Die wären eure besten Stammkund:innen morgens um 9 Uhr!

09:20 Uhr Jetzt ist der Energy Soundcheck dran. Hierfür präsentieren Laura und Vince innerhalb von 40 Sekunden den neuen Hit einer Künstlerin oder eines Künstlers. In dieser kurzen Zeit wird neue Musik vorgestellt und einige Fun Facts zur Person und zum Song werden erzählt. HEUTE: Tom Gregory mit seinem neuen Hit »River«, der dann nahtlos im Anschluss an den Soundcheck gespielt wird.

09:45 Uhr Das Show-Tagebuch: Jeden Tag gegen 09:45 Uhr wird die Energy Morningshow mit dem »Show-Tagebuch« abgeschlossen. Hier lassen Laura und Vince nochmal in einem während der Show eigens erstellten Zusammenschnitt die lustigsten Momente, oft auch kleinere Versprecher — falls es denn welche gab — und kuriose Geschichten oder Vorkommnisse Revue passieren.

10:00 Uhr Jetzt übernimmt Kollegin Susann vom Vormittag. Es findet ein zügiger, Corona-konformer Wechsel statt, nachdem Vince und Laura alles desinfiziert haben. Für die beiden heißt es jetzt: Essen holen und dann ab an den Schreibtisch. 

10:27 Uhr Nun werden Reportagen, Themen, Comedy-Ideen und Termine für die nächsten Tage besprochen und vorbereitet. Außerdem setzen sich die beiden zur Nachbesprechung mit ihrem Chef zusammen, hören einzelne Sequenzen nochmal an und erhalten Feedback.

11:41 Uhr Endspurt: Programmtipps für den nächsten Tag werden eingesprochen. 

13:00 Uhr — Feierabend!

Allerdings nur, wenn nichts dazwischenkommt — so wie zum Beispiel Außentermine für Drehs oder Reportagen.


Fails, die beim Radio fatale Folgen haben, oder: »The Show Must Go On« 

»Jemand …«, beginnt Laura zu erzählen — beide grinsen sich an und sagen, dass sie an dieser Stelle keinen Namen nennen möchten — »... hat vor kurzem schwungvoll eine Tasse Kaffee übers Mischpult geschüttet.« Dann mussten Laura und Vince kurzerhand das Studio wechseln und von ihrem Hauptstudio in ein Kleineres ausweichen, sodass die Show nahtlos weiterlaufen konnte. 

Es gibt mehrere Tonstudios in der Redaktion von Radio Energy, sodass sich niemand in die Quere kommt.


Der Aufbau der Show:
Wer ist zuständig für was und wie setzt sich das Programm zusammen? 


Praktikantin Lena ist für die Morningshow-Inhalte Wetter, Verkehr und News verantwortlich. Sie sitzt in der Redaktion mit direktem Blick durch eine Glasfront auf Laura und Vince und spielt ihnen in regelmäßigen Abständen Dokumente mit News, Verkehrsmeldungen und den aktuellen Temperaturen aus der Region zu. 

Das Programm gestaltet sich aus unterschiedlichen sog. »Benchmarks«. Das sind Rubriken, die immer gleichbleiben, sowie tagesaktuelle Themen. 

Diese sogenannten Benchmarks sind ein fester Bestandteil des Programms und finden immer zur selben Uhrzeit statt. So wird zum Beispiel jeden Tag um 06:50 Uhr »Energy Radio Tabu«, um 07:20 Uhr »Fakt oder Fake« und um 07:50 Uhr »Stadt Land Energy« gespielt. Hier kann also täglich ein:e Hörer:in sein oder ihr Glück versuchen, um verschiedene Preise zu gewinnen— von einem Energy-Fan-Package bis hin zu einem Wellnesswochenende.

Laura präsentiert das Wetter — in gewohnt lustiger Art und Weise.

Um 08:20 Uhr gibt es eine täglich wechselnde Benchmark: Der Montag startet mit »Lauras Ländle«, dienstags zocken die beiden das beliebte Ratespiel »Ich google was, was du nicht siehst«, mittwochs kann ein:e Hörer:in gegen Moderator Vince bei »Wer schlägt Vince« Geld gewinnen, und zu guter Letzt gibt es freitags den »Live Hack der Woche«, bei dem zum Start ins Wochenende ein hilfreicher Tipp für den Alltag auf lustige Art und Weise präsentiert wird.

Das Puzzle mit Laura und Vince ist nur eines von vielen tollen Preisen, die es bei den Gewinnspielen von Energy zu ergattern gibt.

Du bist ein:e echte:r Besserwisser:in? Du kennst alle Hits und Stars und willst bei »Stadt, Land, Energy« mal so richtig absahnen? Oder du willst einfach mal deine eigene Stimme im Radio hören und liebst es, zu zocken?

Werde jetzt Teil der Energy Morning Show »
und zocke gegen Laura und/oder Vince.
Es geht ganz einfach!

Man merkt den beiden ihre »Good Vibes« auch abseits der Moderationen deutlich an, denn immer wieder entstehen auf ganz natürliche Art und Weise lustige Gesprächssituationen. Nachdem Vince einen »Fun Fact« in den Raum wirft: »Fledermäuse können entweder nur ein großes Gehirn oder einen großen Penis haben.« Laura fragt Vince daraufhin völlig unvermittelt: »Was von beidem hast du?« Vince ist nach diesem Konter sichtlich perplex, und beide müssen lachen.

Laura & Vince im Interview
24 schnelle Fragen und Antworten 

1 | In Zeiten von Podcasts, Clubhouse, Streaming und Co. schauen immer weniger Leute lineares Fernsehen. Wie sieht es mit dem Medium Radio aus?
Vince: »Radio wird niemals aussterben, auch wenn es vielleicht auf diesem linearen Weg nicht mehr vorhanden sein wird. Es wird sich verändern und digitalisieren. Spotify zum Beispiel wird niemals das bieten können, was Radio zu bieten hat: Aktuelle Infos aus der Region, vertraute Stimmen aus der Umgebung oder Moderator:innen, die sich auch mit den Hörer:innen aktiv beschäftigen.

2 | Wann und woher wusstet ihr jeweils, dass ihr zum Radio wollt?
Laura: »Das hat sich schon ganz früh während meiner Kindheit abgezeichnet. Als ich klein war, habe ich mit meinem Vater oft zum Spaß mit einer Videokamera kleine Videos gemacht. Mit 14 habe ich dann mein erstes Praktikum beim Radio gemacht und weitere folgten im Teenager-Alter. Für mich schien das lange Zeit wie ein ferner Traum, aber nach und nach habe ich während der Schulzeit kleinere Moderationen übernommen, habe zum Beispiel durch den Abiball geführt. Seit 2019 bin ich nun bei ENERGY.«
Vince: »Ich wusste, dass ich zum Radio wollte, seit ich mein erstes Radio-Praktikum 2014 in Graz gemacht habe, wo ich damals studierte. Damals merkte ich sehr schnell, dass man jeden Tag etwas anderes macht, auf unterschiedliche Menschen trifft und auf die verschiedensten Veranstaltungen darf. Also dass das kein »normaler« Job war, sondern eben ein unglaublich aufregender und spannender. All das hat mir sofort sehr viel Spaß gemacht. 2015 habe ich dann mit dem Volontariat begonnen, bin also jetzt seit sechs Jahren dabei.«

3 | Was hat Corona an eurem Arbeitsalltag verändert?
Laura: »Viele Mitarbeiter:innen, die nicht zwingend vor Ort in der Redaktion gebraucht werden, sind momentan im Home Office. Das sind: News, Vertrieb, Promotion und große Teile der Redaktion. Außerdem müssen wir alles desinfizieren, wenn der Wechsel im Studio stattfindet. Viele spannende Dinge fallen aktuell leider weg, unter anderem Außenreportagen, Straßenumfragen und andere coole Dinge, bei denen man sich unter die Leute mischen darf.«

4 | Was macht euch am meisten Spaß an eurem Job?
Laura: »Die enge Zusammenarbeit zu zweit.«
Vince: »Das was Laura sagt und der Kontakt mit den Hörer:innen. Dieses Unmittelbare: Wenn jetzt hier jemand anruft im Studio und uns erzählt, dass in der Innenstadt gerade etwas Unglaubliches passiert, dann können wir sofort reagieren und ihn oder sie live in die Sendung holen.«

Moderator:innen haben einen echten Multi-Tasking-Job: Sie bedienen etliche Lautstärkeregler und »fahren« die Sendung, wie man beim Radio sagt.

Nobody is perfect:
Vom Versprechen, Verliebtsein und Verschlafen

5 | Es gibt eine extra Website für Radio Versprecher im deutschen Radio. Nicht falsch verstehen — ich bin wahnsinnig beeindruckt von eurer Professionalität! Und trotzdem gibt es doch sicherlich etwas, was dort hinpassen würde, oder? Anders gefragt: Könnt ihr mir ein paar von euren witzigsten Versprechern verraten?
Vince: »Klar, wir spielen sie dir sogar vor: Wir haben eine extra Sound-Datei, in der wir besonders lustige Versprecher aus den vergangenen Shows sammeln und zusammenschneiden.«

Ich fühle mich geehrt, dass die beiden mir diesen Heiligen Gral zeigen bzw. vorspielen. Ich muss gleich nach den ersten paar Sekunden laut loslachen, als ich Vince’ Stimme vernehme, wie sie selbstbewusst und voller Entschlossenheit »entscheißen« statt »entscheiden« sagt. Weiter geht es mit einem Versprecher von Laura, die sich bei den Worten »Energy Sssschh-tuttgart« verhaspelt. Als Laura dann auch noch in einer Ankündigung »Energy — Hit Music Euro« anstatt »Hit Music Only« sagt, ist das Gelächter im Studio groß.

Beim Podcast »Nachspielzeit« liegt Liebe in der Luft, denn Laura und Vince sind — jeweils — frisch verliebt!

6 | Wie findet ihr eure Themen für den wöchentlichen Podcast?
Laura: »So wirklich anstrengen müssen wir uns dafür nicht. Der Podcast erscheint ja wöchentlich, und immer wenn wir uns die Woche über unterhalten und uns ein Thema besonders interessant vorkommt, schreiben wir es uns auf und behalten es als Thema für den Podcast im Hinterkopf. Wenn wir dann aufnehmen, läuft das quasi wie von selbst — es ist eben auch einfach eine »normale« Unterhaltung zwischen uns, nur eben mit laufenden Mikrofonen.«

Aktuell, so scheint es, gibt es reichlich Gesprächsstoff bei Laura und Vince. Denn: Die beiden sind — jeweils — frisch verliebt und plaudern in ihrem Podcast »Nachspielzeit« aus dem Nähkästchen. In freundschaftlicher Atmosphäre schwärmen die beiden von ihren neuen Liebschaften. Und wer jetzt vermutet, dass sie voneinander schwärmen: Von wegen! Aber hört selbst!


Nicht »Snoozen«! 

7 | Thema Aufstehen: Was ist euer Tipp für alle, die morgens nicht aus dem Bett kommen?
Beide: »NICHT SNOOZEN!«
Vince: »Das wichtigste ist ein klarer Rhythmus— egal welche Uhrzeiten, man muss immer die gleichen zeitlichen Intervalle einhalten. Außerdem: Der erste Kaffee muss vor 5 laufen, sonst wirds echt hart.« Vince fügt zum Thema schwierige Aufsteh-Uhrzeit noch hinzu:

Die beiden schauen sich an und mir wird wieder einmal klar, wie gut es zwischen ihnen harmoniert. 

Vince: »Wenn man den ganzen Tag hier zu zweit in diesem Glaskasten sitzt, dann ist es super wertvoll, wenn man sich mit seiner Moderations-Partnerin auch mal über private Themen zwischendurch unterhalten kann. Man kann sich das gar nicht vorstellen, aber 5 Uhr morgens ist für den Menschen eine sehr sensible Uhrzeit.«

8 | Laura, wie lange hat es anfangs für dich gedauert, dich an die frühen Uhrzeiten zu gewöhnen?
Laura: »Ich habe mich total schnell an das frühe Aufstehen gewöhnt. Gerade wenn man einen neuen Job beginnt, den absoluten Traumjob, den man immer machen wollte, dann ist die Motivation ja besonders hoch. Dadurch war es überhaupt nicht schwer, sich auf den neuen Rhythmus einzustellen.«

9 | Verschläft auch mal jemand? Oder kommt das bei euch Profis nicht mehr vor? 
Laura: »Klar, dass das als Ausnahme auch selten mal vorkommt. Bei meiner allerersten Morningshow hat Vince direkt mal verpennt und ich war alleine im Studio. Ich habe auf ihn gewartet und hatte einen halben Nervenzusammenbruch.«

10 | Werden Lieder gekürzt?’
Vince: »Nein, Lieder werden nicht gekürzt. Wenn, dann nur im absoluten Notfall, wenn es wirklich dringende Durchsagen geben muss. Sogenannte »Ramp Talks« sind in der Radiomoderation die absolute Königsdisziplin. Hierbei geht es darum, die kurze, exakte vorgegebene Zeitspanne unmittelbar bevor ein Song losgeht — nur wenige Sekunden, zwischen 3 und 27 — für eine Anmoderation auszunutzen. Wer das gut kann, der hats wirklich drauf.«

11 | Vince, du bist seit 2015 beim Radio und schon ein alter Hase was das Radio und die Morning Show angeht. Welche Geheimtipps und Tricks hast du mit der Zeit gelernt?
Vince: »Mitsingen ist eine Möglichkeit, um Nervosität abzubauen und in die richtige Stimmung zu kommen — die Moderation ist besser, wenn sie zum »Vibe« des vorherigen und des nachfolgenden Songs passt. Wenn beispielsweise ein Dubstep-Lied wie »Trampoline« von Shaed & Zayn im Vergleich zu »Heartless« von The Weekend läuft, dann befördert einen das eine Lied eher in eine Art »Chill Mode«, das andere pusht einen eher und ist anregend. Mitsingen hilft dabei, sich in die jeweilige Stimmung eines Liedes hineinzuversetzen. Es kann sich also positiv auf die Moderation auswirken, auch wenn man das Lied schon zum tausendsten Mal hört.«

12 | Was ist euer Lieblingsplatz in und um Ludwigsburg?
Laura: »Ganz klar: Das Waldhaus!«
Vince: »Ein romantischer Spaziergang — ohne Laura, dafür mit meiner Freundin, in den Weinbergen auf der Lug in Bietigheim mit Blick über die Stadt Bietigheim.«

13 | Müsst ihr eigentlich im besten Fall euren Jahresurlaub gleichzeitig nehmen? Sonst muss ja eine:r morgens ganz allein den Laden schmeißen, oder? 
Laura: »Ja, das macht Sinn. Wenn man es mal hochrechnet, dann kommt man bei sechs Wochen Urlaubsanspruch pro Kopf insgesamt auf volle drei Monate, in denen wir nicht gemeinsam moderieren könnten. Da das ziemlich viel ist, nehmen wir —– sofern das für uns beide möglich ist — dieses Jahr unseren Urlaub weitestgehend zeitgleich. Solange vertritt uns dann eine Kollegin oder ein Kollege.«

14 | Was ist das Nervigste an eurem Job?
Vince: »Nichts, mir fällt tatsächlich nichts Negatives ein.«
Laura: »Ab und an nervt mich vielleicht das frühe Aufstehen.«

15 | Wer wäre euer Lieblings-Interview-Gast, wenn ihr die freie Wahl hättet?
Vince: »Alexei Nawalny, weil er einer der wenigen Menschen ist, der — glaube ich — aktuell relevante Dinge zu sagen hat.«
Laura: »Donald Trump — weil es interessant wäre, wie er menschlich so drauf ist.«

16 | Welche und wie viele Menschen hören euch zu?
Laura: »Zur Radio Prime Time zwischen 7 und 8 Uhr morgens sind es zwischen 80.000 und 100.000 Hörer:innen. Danach zwischen 10 und 11 am Vormittag noch halb so viele. Der tägliche Gesamtdurchschnitt der Hörer:innen liegt bei circa 60.000. Die Zielgruppe ist im Durchschnitt 32 Jahre alt.«

Das Studio, aus dem täglich gesendet wird: Alle Moderator:innen haben ein umfangreiches technisches Know-How

17 | Wieso sitzt ihr eigentlich in Ludwigsburg und nicht in Stuttgart?
Vince: »Wir sind nicht explizit Energy Stuttgart, sondern Energy Region Stuttgart. Zu unserem Sendebereich gehören folgende Kreise: Böblingen, der Rems-Murr-Kreis, der Kreis Ludwigsburg, der Enzkreis und der Kreis Heilbronn. Um der Gefahr zu entgehen, ›im Kessel zu versinken‹ und dadurch von den umliegenden Städten und Regionen nichts mitzubekommen, sind wir nach Ludwigsburg gezogen. So sind wir mittendrin im Geschehen und ganz nah dran am Landkreis Ludwigsburg.«

18 | Rufen Leute in Zeiten von Musik-Streaming immer noch oft beim Radio an, um sich Musik zu wünschen?
Vince: »Ja!«

19 | Wer sind eure beruflichen Vorbilder?
Laura: »Vince Schuster, Träger des deutschen Radiopreises.«
Vince: »Günther Jauch.«

20 | Wie geht ihr bei Social Media mit Hate um?
Vince: »Bei Themen wie Umweltschutz oder Diversität gibt es vereinzelt Leute, die meinen, wir wären ›Teil der Systempresse‹ und wären deshalb Greta-Thunberg- oder Merkel-hörig [lacht und verdreht die Augen]. Ansonsten haben wir insgesamt wirklich tolle und sehr wohlwollende Hörer:innen.«

21 | Wann geht ihr ins Bett?
Laura: »Um 21 Uhr.«
Vince: »Zwischen 22 und 23 Uhr.« 

Aktuell drehen Laura und Vince bei den neuesten Hits von Dua Lipa & Imagine Dragons ganz laut auf!

22 | Könnt ihr die Musik, die bei Energy läuft, noch hören?
Beide: »Das geht schon ganz gut, weil wir ja auch nicht ständig nur aufmerksam der Musik lauschen, sondern auch arbeiten. Bestimmte Songs feiern wir aber besonders: Aktuell drehen wir zum Beispiel bei den neuesten Hits von Dua Lipa & Imagine Dragons ganz laut auf!« 

Dann gehts richtig ab im Studio, sodass bei geöffnetem Fenster auch schon mal der ein oder andere Spaziergänger vor dem Eingang des MARSTALL Centers stehen bleibt und mit leicht verdutzter, aber doch amüsierter Miene nach oben schaut. 

Zum Schluss noch zwei Fragen aus der #halloludwigsburg-Community:

23 | Braucht man als Moderator:in eine Sprecherausbildung bzw. ein Coaching?
Vince: »Nein und ja — man lernt das beim Volontariat unternehmensintern von Vorgesetzten, Führungskräften oder extern durch Sprechtrainer:innen und Logopäd:innen. Laura wird aktuell von einer externen Sprechtrainerin betreut. 

24 | Muss man nach dem Volontariat — also quasi, wenn man vollständig ausgebildete:r Moderator:in ist — immer noch regelmäßig Sprechtraining absolvieren? 
Vince: »Im besten Fall endet dieser Weiterentwicklungsprozess nie. Nach dem Volontariat sollte es im eigenen Interesse liegen, sich immer weiterzuentwickeln. Die Entwicklung des eigenen Sprechens Moderierens hört im besten Fall nie auf«.

Kaffee ist ein wichtiger Begleiter der beiden Morning-Show-Moderator:innen

Fazit: Radio machen ist mehr als nur ein bisschen lustiges Geschwätz

Was bleibt, ist mein Respekt vor dem Job, den die beiden — und alle Radiomoderator:innen — täglich machen. Ich sehe das Medium Radio und vor allem die Aufgaben von Moderator:innen jetzt mit anderen Augen. Denn ich weiß, was alles dazugehört zu dem »lustigen Geschwätz«, das bei mir als Hörerin ankommt, wenn ich zum Beispiel morgens im Auto sitze und zur Arbeit fahre.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken bei Laura und Vince, für eure Geduld und Zeit und dafür, dass ich euch einen Tag lang, während der Arbeit begleiten durfte. Außerdem ein herzliches Danke an Udo Hong, den Programmchef von Energy, der meinem Besuch zugestimmt und mir somit diesen Artikel ermöglicht hat.

Eure Juliane


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Autorin: Juliane Höschle
Veröffentlichung: 16.04.2021
Hinweis: Juliane hat durchgängig eine FFP2-Maske getragen und die Mindestabstände eingehalten. Lediglich fürs Foto standen die drei ohne Maske für wenige Sekunden nebeneinander.

Fotos:
Mikrofon schwarz weiss: Leo Wieling
Good vibes only Schild: Mark Adriane
Pizza: Unleashed Agency
Herz: Debby Hudson
Mikrofon-Knöpfe: Zane Persaud
Nachspielzeit-Podcast: Radio Energy
alle weiteren Bilder: Juliane Höschle