Velle Verlag | Hallo Ludwigsburg

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Abgecheckt: Krav Maga — Selbstverteidigung in Ludwigsburg

Hallo, neue Serie!

In »Abgecheckt« testen wir verschiedene Aktivitäten rund um Ludwigsburg. Den Anfang macht Deborah beim Selbstschutz-Training von Lorenz Hiltl. Schau dir das Video an — inklusive Überraschungsmoment:

Throwback

Als ich neun Jahre alt war, haben mich meine Eltern zu einem Selbstverteidigungskurs für Familien angemeldet.

Wir waren damals kurz davor, in die USA zu ziehen, und sie dachten wohl, das sei eine gute Vorbereitung. Wir haben Holzbretter mit der bloßen Hand zerschlagen, Boxtraining gemacht und sind zur Abschlussübung durch einen dunklen Park gerannt. Bis heute bin ich glücklicherweise nicht in die Situation gekommen, mich körperlich wehren zu müssen. Und wenn, dann wäre wegrennen oder verstecken wohl mein erster Impuls.

»Das wichtigste bei der Selbstverteidigung ist Sicherheit«, meint Lorenz Hiltl.

Er ist Selbstschutz-Trainer in Ludwigsburg und gibt Kurse und Trainings für Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen. Sich aus einer brenzligen Situation zu entfernen — also wegzurennen — ist oft tatsächlich der beste persönliche Schutz.



Was mache ich, wenn ich eine Gewaltsituation beobachte?

Griff zum Handy und den Notruf wählen! So kann ich helfen, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen. Denn: »Einmischen bedeutet Teilhabe«, erklärt Lorenz, »dessen muss man sich bewusst sein.« Gewalt hat so viele Facetten, dass es mitunter schwierig sein kann, ein Verhalten oder eine Situation einzuschätzen, bevor sie eskaliert.

Ein bisschen kostet es mich Überwindung, in die Schlagpolster zu treten. Zum Glück sind sie dick genug, so dass ich Lorenz nicht verletzen kann.

»Selbstverteidigung ist mehr als ein Tritt in die Eier.«

Lorenz kommt das Thema in anderen Selbstverteidigungstrainings oder Kampfsportarten eher zu kurz. Da ginge es häufig nur ums Draufhauen. Selbstschutz habe aber viel mit Wahrnehmung zu tun. Deshalb zeigt er mir zunächst eine Videoszene aus einer Bar, bevor wir ins 1:1-Training einsteigen. Ich fühle mich ein bisschen wie im Theorieunterricht. Gleich darf ich auf Pratzen hauen, na gut. So geht es auch anderen, die in sein Freitagstraining kommen: Nach der Arbeitswoche im Büro haben seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer richtig Bock, sich auszupowern. Psychologie, Beobachtung und darüber reden gehört aber genauso zum Training wie das Körperliche.

Theorie gehört auch zum Training: Eine Überwachungskamera zeigt eine Bar, in der eine Schlägerei zwischen zwei Männern entfacht. Ich soll beobachten, an welchen Anzeichen man merkt, dass es hier gleich knallt. Anschließend analysieren wir die Videoszene.

Lorenz Hiltl ist auch ausgebildeter Mathe- und Physiklehrer.

Er hat beruflich mit jungen Erwachsenen zu tun, die aus schwierigen Lebensverhältnissen kommen. Zum Teil haben diese bereits heftige Jugenddelikte begangen. Das Wissen aus dem Krav Maga hilft Lorenz, in kritischen Situationen richtig zu reagieren: »Wenn im Klassenzimmer ein Stuhl fliegt, weiß ich, wie ich mich verhalten muss. Das gibt mir ein sicheres Gefühl«, so Lorenz.



Das Adrenalin geht hoch

Weiter gehts mit meinem Selbstverteidigungskurs: Die Übungen werden kontrolliert mit Pratzen und Schlagpolstern trainiert. Nachdem ich ein paar Schlag- und Trittbasiscs gelernt habe, gehen wir in kurze Rollenspiele über. Dabei ist Lorenz der Aggressor, ich muss mich verteidigen. Obwohl ich weiß, dass alles nur »ein Spiel ist«, fühlt es sich ernst an. Mein Herz schlägt, ich rufe das Gelernte nur noch reflexartig ab. Darauf kommt es bei Krav Maga aber auch an: Es basiert auf Techniken, die instinktive Reaktionen berücksichtigen, wenn man in einer Gefahrensituation unter Stress steht.

Lorenz zeigt mir einige Basics der Nahkampf-Techniken — ohne Waffen. Aber auch Messerangriffe oder andere Waffen abwehren ist Teil des Selbstschutz-Trainings. Das hängt auch immer von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ab. In Lorenz’ Trainingskurs am Freitagabend können noch viele weitere Szenarien in größeren Gruppensituationen durchgespielt werden. Das hat dann sicher noch mal eine andere Dynamik als ein 1:1-Training.

Zum Schluss zieht Lorenz sich seinen Vollkontakt-Schutzanzug an. Einen Tiefschutz hatte er schon zu Beginn an, jetzt kommen Mundschutz, Helm und gepolsterte Körperschutzteile dazu, die mit Klettverschlüssen aneinander befestigt werden. Jetzt soll ich mal richtig zutreten. Ich rückversichere mich doppelt, ob er sicher sei. Ja. Der Typ ist hart im nehmen.

Die Trainingsstunde vergeht wie im Flug und ja, es hat Spaß gemacht — auch wenn der Hintergrund des Kontaktkampfs natürlich ein anderer ist. Denn eigentlich bin ich eher Team »Konflikte mit Worten lösen«. So hart es klingt, so realistisch ist es in manchen Situationen leider: Mancher Gewalt könne man nur mit Gewalt begegnen, so Lorenz.

Weil die Techniken einfach zu erlernen sind und keine komplizierten Bewegungsabfolgen wie zum Beispiel bei asiatischen Kampfsportarten haben, sind Fortschritte schnell sichtbar. Gefallen hat mir, dass das Selbstverteidigungstraining bei Lorenz auch psychologische Aspekte beinhaltet. Mal ganz abgesehen von der sportlichen Betätigung, die einfach gut tut.


Na, Blut geleckt?

komm zum kostenlosen Selbstschutz-Schnuppertraining

Termin: Freitag, 19:30 – 20:45 Uhr (außer feiertags)
Ort: Tanztheater Anita Hanke, Liebigstr. 11, Ludwigsburg (hinter Hornbach)
Kurskosten: Schnuppern kostenfrei, regulärer Monatsbeitrag 40 €
Trainer: Lorenz Hiltl, zertifizierter Krav-Maga-Instructor (Triple i)
Anfrage: individuelle Trainings oder Seminare für Unternehmen jederzeit per E-Mail
Kontakt: Tel. 0176-84157571 oder Instagram @lorenz.hiltl


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Veröffentlichung: 23. April 2023
Autorin: Deborah Schulze
Bilder: Tabea Lerch, Deborah Schulze