Velle Verlag | Hallo Ludwigsburg

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10 Frauen – 10 Statements zum Weltfrauentag

»Wir sind doch
alle längst
gleichberechtigt!«

Das ist keine Realität, sondern der provokante Titel eines Buchs von Alexandra Zykunov. Die Journalistin will nicht weniger als das Patriarchat abschaffen. In ihrem Buch zerlegt sie Bullshit-Sätze wie »hast du ein Glück, dass dein Mann zu Hause so viel mithilft« und »Frauen wollen doch gar keine Karriere machen.«

Warum ich das erzähle?
Weil heute internationaler Frauentag ist.

Also der beste Zeitpunkt, um über Ungleichheit zu sprechen. Ja, wir haben viel erreicht in den letzten Jahrzehnten, doch es gibt weiterhin so viel zu tun!

Noch verdienen Frauen für die gleiche Arbeit weniger als Männer, fehlt es massiv an Betreuungsangeboten für Kinder und haben Frauen schlechtere Aufstiegschancen als Männer. Eine Parität der Geschlechter erreichen wir nur, wenn Frauen ihre Stimme erheben, wenn viele politisch mit anpacken und wenn strukturelle Ungleichheit und Diskriminierung behoben werden, wie es zum Beispiel Faces of Moms mit ihrem Communityprojekt anprangern.

Zum Weltfrauentag stellen wir euch zehn Frauen aus Ludwigsburg und dem Landkreis vor. Hier sind ihre Antworten auf die Frage:

»Was gibt es in Sachen Gleichberechtigung noch zu tun?«


Meltem Boyraz, 35

Center-Managerin MARSTALL Ludwigsburg, wohnt in Ludwigsburg

»Gleichberechtigung fängt in unseren Köpfen an. »Jungs tragen gerne blau« und »Mädchen lieben rosa«. Diese Klischees beeinflussen bis heute unterbewusst unser Denken und auch Handeln. Daher ist es wichtig Rollenbilder zu hinterfragen und Geschlechterklischees bei der Berufswahl abzubauen.«


Simone Ivancic, 54

Drogistin und Fachkosmetikerin, wohnt in Möglingen

»Ich finde es wichtig, dass Bildung für alle zugänglich ist und Mädchen und Frauen gleiche Bildungschancen erhalten wie Jungen und Männer. Wir brauchen noch mehr flexible Arbeitsmodelle und Maßnahmen, dass Familie und Beruf besser vereinbart werden können. Besonders wichtig finde ich auch, dass wir unseren Kindern Gleichberechtigung in der Familie vorleben.«


Barbara Vogel, 59

Freischaffende Künstlerin, wohnt in Bietigheim-Bissingen

»Seit der Zeit, als ich im Spannungsfeld von Beruf und Familie stand, hat sich zum Glück schon viel getan. Aber von Gleichberechtigung sind wir in allen sozialen und beruflichen Feldern noch weit entfernt. Ungleiche Löhne, unbezahlte Care-Arbeit, fehlende Kinderbetreuung, Gewalt und Sexismus bestimmen den Alltag so vieler Frauen. Gesetze erlassen ist da nur ein Baustein, wir müssen sie auch innerhalb der Gesellschaft umsetzen und Rollenbilder umdenken.«


Baran Rahimi, 17

Schülerin und Mitglied im Jugendgemeinderat, wohnt in Ludwigsburg

»Es gibt im Bereich Gleichberechtigung definitiv noch Luft nach oben! Wir sehen täglich, wie Frauen immer noch stereotypisiert und als »Hausfrauen« angesehen werden, die zuhause bleiben sollen, um zu putzen und zu kochen. Allerdings ist nicht nur das ein Problem. Frauen werden in vielen Ländern unterdrückt und als »minderwertig« angesehen. Frauen haben genauso ein Recht auf Karriere und Selbstverwirklichung wie Männer, nur, dass wir hier das Problem der Gender-Pay-Gap haben, und dieses Frauen nicht dieselben Chancen bietet wie Männern.

Und genau deshalb setzen wir mit dem Weltfrauentag ein Zeichen. Es ist wichtig, dass Frauen Gerechtigkeit, Gleichheit und dieselben Chancen wie Männer bekommen, anstatt abgestuft zu werden!«


Julia Stengele, 44

Mitarbeiterin der Schlossverwaltung Ludwigsburg, wohnt in Benningen

»Alle Menschen sollten die gleichen Rechte und Chancen haben - egal welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt. Gleichberechtigung sehe ich als Grundlage einer starken Demokratie. Vor dem Hintergrund zunehmender rechter Hetze ermahnt uns der Weltfrauentag, noch konsequenter für eine respektvolle, tolerante und gleichberechtigte Gesellschaft einzustehen.«


Mona Maisack, 31

Gründerin und Geschäftsführerin von »WEIN-MOMENT«, wohnt in Ludwigsburg

»Ich würde mir wünschen, dass es für unsere Kinder zur absoluten Normalität wird, dass sich Mädchen für technische Berufe interessieren und Männer für soziale Berufe. Nur wenn schon im Kindergarten- bzw. Schulalter Gleichberechtigung gelebt wird, müssen wir uns keine Gedanken mehr über Quoten und Bezahlung machen, denn dann kann jeder selbst frei entscheiden, welchen Weg er oder sie einschlägt.«


Joanna Priebe, 49

Unternehmerin »Liebes von priebes«, wohnt in Ludwigsburg

»Ganz dringend Ehegattensplitting abschaffen. Der psychologische Effekt von diesem Steuersystem ist verheerend. Die Frauen zahlen, vom ohnehin schon geringeren Gehalt, durchschnittlich einen doppelt so hohen Steuersatz wie Männer. Der sogenannte »Hauptverdiener«, ist meistens der Mann. Wir brauchen kein veraltetes Steuersystem, das Rollenbilder fördert, sondern eins, das die Arbeit weniger besteuert als das Vermögen


Merita Seitz, 53

Bildende Künstlerin, wohnt in Ludwigsburg

»In Bezug auf Gleichberechtigung gibt es noch so viel zu tun, und ich glaube, dieses Thema wird so lange relevant sein, wie es Geschlechterunterschiede gibt. 

Aber abseits der DNA gibt es gesellschaftlich viel zu bewirken. Ich bin heute schon froh darüber, dass meine Tochter eine andere Realität erleben kann als ich, und ich hoffe, dass eventuell meine Enkelin eine Welt der echten Gleichberechtigung und Offenheit erleben wird. Ich blicke voller Zuversicht in die Zukunft


Beatrix Wesle, 57

Leitung »NaturVision Filmfestival«, Wohnt in Fellbach

»Ich freue mich, dass es in der Welt der Filmfestivals immer mehr Frauen in Leitungsfunktionen gibt und auch ich hier ab sofort meinen Teil beitragen darf. Bei der Planung des NaturVision Filmfestivals wollen wir nach dem 50:50 Equality Project der BBC agieren und weibliche Filmemacherinnen und Fachexpertinnen für unsere Publikumsgespräche einladen.

Ziel von 50:50 ist es, dass Redaktionen Frauen in Sendungen und Filmen in gleichem Maße sicht- und hörbar machen, wie Männer. Die Challenge wurde bereits von weiteren Medienhäusern in Europa übernommen.

Darüber hinaus muss für Filmemacherinnen in der deutschen Film- und Medienlandschaft mehr Sichtbarkeit geschaffen werden. Besonders der Natur- und Tierfilm ist bisher leider eine Männerdomäne. Hier gibt es noch viel zu tun!«


Antje Friedrich, 40

Marketing & Vertrieb »Weingärtner Marbach«, wohnt in Stuttgart

»Die Leistung von Frauen wird heute noch zu wenig gewürdigt. Es mangelt sowohl an der gesellschaftlichen als auch an der finanziellen Anerkennung. Es gleicht einem Scheitern der Gesellschaft, wenn im Jahr 2024 Frauen nicht nur 18 Prozent weniger verdienen und oft in die Teilzeit gedrängt werden, weil die äußeren Bedingungen nicht stimmen.

Bei diesen Punkten haben wir noch großen Aufholbedarf. Denn warum werden Frauen weiterhin zu oft in eine (Alters-) Abhängigkeit gedrängt, obwohl sie ermutigt werden sollten, trotz Partner:in auf eigenen Füßen zu stehen, um unabhängige Entscheidungen treffen zu können?«


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Veröffentlichung: 8. März 2024
Autorin: Tabea Lerch
Bilder: von den jeweiligen Frauen