Behind the Scenes: Wir waren beim Filmdreh der Schlossfestspiele dabei
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17 Ziele
17 Menschen
17 Träume
Bei einer charmanten alten Villa im Norden Ludwigsburgs treffe ich mich mit Deborah. Zurückversetzt von der Straße steht das Gründerzeithaus schön grün eingewachsen zwischen Bäumen.
Wir sind verabredet, um den Dreh für einen ganz besonderen Beitrag zu begleiten: Wir dürfen hinter die Kulissen blicken, während ein Team der Schlossfestspiele Diana Busch vom Verein Frauen für Frauen e.V. interviewt. Darauf freuen wir uns besonders und sind sehr gespannt. Denn auf den Verein »Frauen für Frauen« und seine Arbeit waren wir schon aufmerksam geworden, hatten aber bisher leider noch keinen Kontakt. Außerdem waren wir noch nie bei einem Filmdreh dabei.
Wir nehmen euch mit:
»Behind the Scenes« beim Porträt-Filmdreh über Diana Busch, Frauen für Frauen e.V.
Was macht »Frauen für Frauen e.V.«?
Der Verein unterstützt mit vielfältigen Bildungs-, Kultur- und Fachberatungsangeboten Frauen und Kinder mit Gewalterfahrungen und bei Essstörungen. »Frauen für Frauen e.V.« betreibt zudem drei Frauenhäuser.
Das Filmteam kommt vom ersten Dreh
Bald nach uns kommt das Filmteam in zwei Autos an und ist schon etwas erschöpft. Es ist für sie das zweite Interview heute. Es gibt einen straffen Zeitplan, zwei Drehs pro Tag, denn insgesamt sollen 17 Interviews entstehen — mit 17 spannenden Dialoggestalter:innen aus Ludwigsburg und Stuttgart. Die Filmstudent:innen Jasmin Astaki Bardeh und Adrian Huber laden ihre große Kamera und weiteres Gerät aus. Techniker Waldi hilft und fotografiert.
Als echter Wirbelwind steigt Konrad aus dem Auto. Seine Begeisterung für das Film-Projekt WELT BÜRGER INNEN ist überschwänglich. Konrad Amrhein ist der Assistent von Jochen Sandig, dem Intendanten der Schlossfestspiele, und Aktivist für die UN-Ziele mit Leib und Seele. In Berlin, seiner Heimat, hat er einen jungen Kulturverein gegründet, der sich unter anderem mit der Verbindung von Kunst und Nachhaltigkeitsthemen beschäftigt.
Die Idee hinter dem Filmprojekt: Jede:r der Interview-Partner:innen steht für eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. Im Interview lernt das Publikum nicht nur die Menschen und ihre Projekte näher kennen, sondern wird auch auf die 17 Ziele aufmerksam. Ein Dialog darüber soll angeregt werden. Das Interview mit Diana Busch von »Frauen für Frauen e.V.« steht für das Ziel Nummer 5: Geschlechtergleichheit.
Ursprünglich war im Rahmen der Schlossfestspiele geplant, dass die Dialoggestalter:innen bei einem festartigen Event im Innenhof des Ludwigsburger Schlosses an einer langen Tafel mit vielen Menschen essen, lachen und ins Gespräch kommen. Corona machte der schönen Idee leider einen Strich durch die Rechnung. Nun werden die Dialoggestalter:innen in Filmform mit möglichsten vielen in Kontakt treten können. Anschauen kannst du dir alle 17 Filme auf dem Blog der Schlossfestspiele.
Kennst du schon die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele?
Die Vereinten Nationen (UN) haben sich zur Aufgabe gemacht, bis 2030 zu erreichen, dass die Welt nachhaltiger, gerechter und besser wird. Dafür wurden 17 Ziele formuliert, deren Umsetzung die Schritte auf diesem Weg darstellen. Ziele sind zum Beispiel »Keine Armut«, »Kein Hunger«, »Nachhaltige/r Konsum und Produktion« oder »Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen«.
Übrigens: Die vielen Farben der Nachhaltigkeitsziele haben das grellbunte Erscheinungsbild der Schlossfestspiele geprägt. Wie? Das erfährst du bei Deborahs Interview mit dem Grafik-Designer Daniel Wiesmann:
Eine alte Villa als Hort
Am Eingang begrüßt uns Diana Busch, die Sozialarbeiterin bei »Frauen für Frauen« ist, und auch in der Beratung arbeitet. Sie führt uns die knarzenden Treppen hinauf und ich spüre sofort die Ruhe, die alle Räume hier ausstrahlen. Ein echter Ort der Sicherheit und Geborgenheit.
An diesem Abend steht alles leer, alle Mitarbeiterinnen sind bereits nach Hause gegangen. Diana bringt uns in den großen Versammlungsraum, an dessen Wand ein riesiger Wandteppich hängt, den Frauen mit Fluchterfahrungen gemeinsam mit der Künstlerin Ulrike Ehrenberg gestaltet haben. Später wird uns vor einem Bild auf dem Teppich noch allen der Atem stocken, wenn Diana die dargestellte Hochzeitsszene so beschreibt: »Als ich das hier gesehen habe, bin ich erschrocken. Das Mädchen ist sechs, der Mann ist 80.«
Herzliches Willkommen und geschäftiges Treiben
Diana bietet uns allen das Du an. Sie ist freundlich und offen, auf eine angenehme, zurückhaltende Art. Man spürt, dass sie aufgeregt ist. Schließlich wird sich bald alles nur um sie drehen. Geräte werden zusammengebaut, Lichtverhältnisse geprüft. Konrad bespricht mit Diana den Ablauf. Sie wollen an verschiedenen Orten im Haus drehen. Konrad wird Diana Fragen stellen, die aber im Film später nicht mehr zu hören sind, nur sie wird sprechen. »Schau einfach mich an, wenn du antwortest«, schlägt er ihr vor, »so als würdest du es mir erklären.«
Deborah und Waldi fotografieren. Wir von »Hallo Ludwigsburg« sind heute Zaungäste und halten uns möglichst im Hintergrund, damit wir der Film-Crew nicht im Weg sind. Dann geht es auch schon los: Konrad stellt Fragen, Diana antwortet. Das ganze Team versucht, mucksmäuschenstill zu sein.
Was im Video später keine:r mehr sehen wird:
Sechs Leute arbeiten rund um eine Person
Konrad stellt Diana Fragen, und damit sie beim Antworten in die Kamera schaut, dem Zuschauer direkt in die Augen, steht er neben der Kamera. Tonfrau Jasmin stemmt mit voller Körperkraft eine schwere Angel mit dem großen Mikro. So bewegt sich die merkwürdige Gruppe durch das ganze Haus, um Diana zu verschiedenen Orten zu folgen. »Welches ist dein Lieblingsort für ein Beratungsgespräch?«, fragt Konrad zum Beispiel. »Ich fühle mich hier überall wohl«, antwortet Diana.
Konrad fragt viel nach Gefühlen, weniger nach Fakten oder Gedanken. »Wie fühlt sich der Moment an, wenn man so Schreckliches erfährt?« Die Antworten von Diana bleiben sachlich. Ich spüre, dass sie sich bei aller Wärme, Empathie und Kampfgeist eine professionelle Distanz bewahrt. Ihre Haltung ist von einer Klarheit geprägt, die mich beeindruckt: »Ich bin total gegen Gewalt.« So einfach ist das.
»Das sind so starke Frauen. Ich kann so viel von ihnen lernen.«
Auch ihre Haltung gegenüber den Frauen, die sie in der Beratung kennenlernt, beeindruckt mich tief. »Das sind so starke Frauen. Ich kann so viel von ihnen lernen«, sagt sie. Ich bin platt: Jede:r andere hätte vielleicht gedacht, das seien arme Frauen, denen man helfen muss. Diana bewundert sie für ihre Stärke, das alles aushalten zu können, was sie erlebt haben. Diese Wertschätzung ist bestimmt die größte Hilfe.
Am Rande des Drehs frage ich sie später nach Corona und den Folgen. Überall wurde ja darüber spekuliert, ob es in den Zeiten des Lockdowns zu mehr häuslicher Gewalt gekommen ist. Ist das bei ihrer Arbeit spürbar geworden? Diana erzählt mir, dass es in der ersten Zeit fast schon unheimlich still war. Jetzt aber kann sich der Verein vor Anfragen kaum retten.
WELT BÜRGER INNEN
sind keine Weltenbummler:innen
Nach zwei Stunden ist alles im Kasten und ich bin richtig gespannt auf das fertige Ergebnis. Alle packen zusammen, sind erschöpft, aber zufrieden. Diana begleitet uns nach draußen, wo es inzwischen aufgehört hat zu regnen. Kameramann Adrian dreht noch ein paar Ansichten von der Villa. Dann wollen alle schnell nach Hause. Morgen wartet der nächste Drehtag. Deborah hat inzwischen unzählige tolle Fotos machen können, von denen ihr hier die besten seht.
»Und warum heißt das Projekt eigentlich WELT BÜRGER INNEN?«, frage ich Konrad noch zum Schluss. »Weltbürger:innen sind nicht die, die um die Welt jetten«, erklärt er mir. »Das sind Menschen, die bei sich zu Hause offen sind für die Welt.« Genau wie Diana.
Alle 17 Interviews seht ihr im »Resonanzraum«, dem Blog der Schlossfestspiele.
Bilder & Teaser-Video »Behind the Scenes«: Deborah Schulze
Video »Weltbürgerin Diana Busch«: Ludwigsburger Schlossfestspiele