Familie als Team: Wie geht das nur?
[Gastbeitrag]
Laura Fröhlich mit ihrem neuen Buch »Familie als Team«.
Wer kauft eine neue Trinkflasche, macht den Termin für die U10 aus, besorgt Nasenpray, Zahnpasta und ein Din-A4-Heft, kariert ohne Rand?
Eltern haben eine Menge zu tun und viel Arbeit, die vor allem im Kopf stattfindet. Doch wer kümmert sich um tausende von Alltagskleinigkeiten, die einfach notwendig sind, damit das Familienleben glatt läuft?
Die unbezahlte Arbeit als Elternpaar aufzuteilen ist ganz schön herausfordernd.
Ist es da nicht leichter, einer kümmert sich einfach um die gesamte Organisation? Oder sollten wir besser sagen: Eine? Denn nachweislich fühlen sind vor allem Mütter verantwortlich und werden von ihrem Mental Load in die Knie gezwungen. Mental Load bezeichnet die Last, an alles denken zu müssen, was Alltagsorganisation angeht.
Und das ist speziell mit Kindern eine ganze Menge. Noch dazu kommt, dass Eltern heute ziemlich unter Druck stehen. Die Kita macht früher zu, die Chefin hält ihre Meetings aber um 16 Uhr ab. Die To-do-Listen sind voll, zusätzlich muss ein Kindergeburtstag geplant werden – inklusive Motto und Gastgeschenken.
Familie als Team
Bedeutet:
Faire Arbeitsteilung
bei Elternpaaren
Wenn sich eine Person allein um die vielfältigen Aufgaben kümmert, scheint das zunächst einfacher, aber es droht schnell Belastung, sogar eine Erschöpfungsdepression. Alleinerziehende können ein Lied davon singen. Zu dem »Zu viel von allem« kommt nämlich leider auch mangelnde Wertschätzung hinzu, außerdem viel zu wenig Punkte für die Rente und kaum Zeit, um eigenen Hobbys nachzugehen oder die nächsten beruflichen Schritte zu planen.
Arbeitsteilung kann daher bei Elternpaaren extrem wichtig sein, auch um den Kindern vorzuleben, dass sich Männer vorzüglich kümmern können, und Frauen sich auch auf anderes als Care-Arbeit konzentrieren dürfen. Wie teilen sich Eltern also die Arbeit gerechter auf, damit alle auch mal entspannen können? Wie kann man vom Gold- in den Bronze-Standard wechseln, was Partys und Brotboxeninhalte angeht? Und wieso ist es so wichtig, beim Erledigen der Arbeit nicht nur das »Machen« zu sehen, sondern vor allem das »Dran-denken«?
„Ein leichterer und effizienterer Alltag ist das Ziel.“
Die Mental-Load-Falle
Weil diese Fragen kompliziert sind, habe ich ein neues Buch geschrieben. »Familie als Team« heißt es, und zeigt Eltern Wege aus dem stressigen Alltag. Mein Buch »Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles« war für viele Frauen ein Augenöffner, denn ich habe dort beschrieben, wie ich als Mutter von drei Kindern, beruflich in Teilzeit arbeitend und völlig unter Druck, in die Mental-Load-Falle geraten bin.
Es ging auch darum, wie mein Mann und ich gemeinsam unseren Alltag verändert haben. Nun braucht es vor allem einen Ansatz, der Väter abholt. Denn Mental Load darf kein Frauenthema bleiben, ebenso wenig wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Zur PErson
Ich bin Laura Fröhlich, Speakerin, Buchautorin und Expertin für das Konzept »Mental Load«.
Bis 2019 habe ich den erfolgreichen Blog »Heute ist Musik« geschrieben, der sich mit feministischen Themen beschäftigte. 2020 erschien mein Ratgeber »Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles. Was Eltern gewinnen, wenn sie den Mental Load teilen«.
Mittlerweile halte ich Vorträge und gebe Workshops zum Thema Mental Load und gerechte Arbeitsteilung.
Ich lebe mit meinem Mann und unseren drei Kindern in der Nähe von Ludwigsburg.
Ein gemeinsames
Ziel haben
In meinem neuen Buch beschreibe ich, wie wichtig es zunächst für Familien ist, ein gemeinsames Ziel zu haben. Wer vom eigenen Haus träumt, setzt andere Prioritäten als die Familie, die auf Weltreise gehen möchte. Manche Eltern wünschen sich in erster Linie Zeit für sich und für die Kinder. Diesen Leitstern zu definieren kann helfen, im Alltag zu entscheiden, ob eine Aufgabe wichtig ist oder nicht.
Im nächsten Schritt setzen sich Eltern am besten einmal die Woche zusammen und besprechen, was die nächsten Tage ansteht. Was muss erledigt werden, wer kümmert sich um welche To-dos, und noch wichtiger: Was lassen wir weg und was machen wir uns einfacher?
Grossprojekt
Kindergeburtstag
So ein Großprojekt wie ein Kindergeburtstag kann extrem aufwendig sein. Aber oft steckt hinter der Aufgabe die simple Frage, wie es eine schöne Party für das Geburtstagskind werden kann. Reichen Gummibären, eine Torte aus dem Tiefkühlschrank und lustige Spiele, um einem Fünfjährigen und seiner Mannschaft ein Lachen ins Gesicht zu zaubern? Wenn ja, weg mit all dem anderen Firlefanz.
Kinder einbinden,
Aufgaben verteilen,
Fehler erlauben
Und wo wir gerade von Kindern sprechen: Wie wäre es, die einzubinden? Studien belegen, dass Kinder, die Verantwortung im Haushalt übernehmen, später im Erwachsenenalter ein erfolgreicheres Leben führen.
»Traust du dir zu, deine Sporttasche selbst zu packen?« Solche Fragen können beim Küchenmeeting geklärt werden. Fehler sind erlaubt, denn durch Erfahrung werden alle klug. Und beim nächsten Küchenmeeting wird nachjustiert. So wächst nach und nach die Kompetenz bei allen, zu sehen, was getan werden muss.
Ein Gamechanger kann für Eltern auch ein Verteilen der Aufgaben sein. Wer seit Jahren Brotboxen füllt und diese Karte nun an den Partner bzw. die Partnerin abgibt, kann endlich morgens fünf Minuten in Ruhe Kaffee trinken. Wer jeden Tag Antworten auf die Frage finden muss: »Was gibt es heute zu essen?«, ist dankbar, dass dies nun sonntags gemeinsam besprochen wird.
Eure wichtigsten Schritte
11 Tipps, um die Arbeit zu teilen
Setzt euch einmal die Woche zusammen an den Küchentisch.
Besprecht die kommende Woche samt Aufgaben und Terminen.
Überlegt, was ihr diese Woche Schönes zusammen machen möchtet.
Trefft euch in Sachen Sauberkeits-Standards in der Mitte.
Haltet euch beim Haushalt und in der Alltagsorganisation nicht mit Perfektionismus auf.
Bindet die Kinder mit ein.
Nehmt die Aufgaben im Haushalt genauso ernst wie die beruflichen.
Sucht euch Fokuszeiten, in denen ihr in Ruhe eine Sache erledigen könnt.
Macht genug Pausen, nicht nur bei der Erwerbsarbeit, sondern auch bei der Hausarbeit.
Schaltet das Smartphone auch einmal in den Flugmodus.
Besorgt euch eine Familienpinnwand, auf der ihr die Aufgaben sammelt.
Riesige Auswahl an Ideen
für einen leichteren Alltag
Ein Familien-Wikipedia als zweites Gehirn, die Eskalationsklammern für Schmutzsocken in der Ecke – Familien können sich im Buch aus einer riesigen Auswahl an Ideen die Richtigen aussuchen. Ein leichterer und effizienterer Alltag ist das Ziel, damit alle mehr Zeit haben.
Gerade der Mental Load von Müttern ist wie anfangs beschrieben meist riesig. Frauen fühlen sich sogar nachweislich in ihrer beruflichen Karriere eingeschränkt, weil sie sich um die täglichen Aufgaben kümmern (müssen). Das hat eine andere Dimension als einmal im Jahr die Steuer zu machen oder das Auto zum TÜV bringen. Auch hier gilt es, mal zu schauen, ob Aufgaben neu verteilt werden können.
will ich ein anwesender Vater sein?
Gerade Väter wünschen sich meist Zeit mit den Kindern. Den Alltag zu organisieren, das Kind zum Turnen zu begleiten und die richtige Matschhose auf der Secondhand-Plattform zu recherchieren – das bedeutet auch, das Leben zu gestalten und sich mit dem Wohlergehen der Kinder zu befassen.
Möchte ich ein anwesender Vater gewesen sein? Das ist eine wichtige Frage, wenn wir das Leben vom Ende her denken. Ich möchte Vätern Mut machen, sich diese Frage zu stellen und die eigenen Schlüsse zu ziehen. Sich in Bezug auf all die Care-Arbeit als Team zu verstehen bringt Eltern einander näher, und auch als Liebespaar fühlt es sich einfach gut an, wenn die Arbeit fair verteilt und geschätzt wird.
Wenn Mütter und Väter sich dann endlich mal wieder einen Babysitter gönnen und sich beim Lieblingsitaliener eine Pizza teilen, wird natürlich nicht über Matschhosen und schmutzige Socken gesprochen, sondern über die Liebe.
Wäre das nicht romantisch?
Dann ran ans Küchenmeeting!
DAs Buch
»Familie als Team«
von Laura Fröhlich
Zusammen stark!
Familienleben effizient und liebevoll
Originalausgabe
192 Seiten
18,00 € (DE) / 18,50 € (AT)
ISBN: 978-3-499-01647-9
Auch als E-Book erhältlich:
ISBN: 978-3-644-02230-0
Erstverkaufstag: 11.03.2025
Veröffentlichung: 15.03.2025
Autorin: Laura Fröhlich
Bilder: »Paar in der Küche« von Thirdman; alle anderen Bilder von Laura Fröhlich