Von Ludwigsburg an den Lago Maggiore in fünf Tagen
Martin macht´s — und nimmt euch mit!
Begrüßt mit uns unseren neuen Autor Martin Tschepe. Wenn ihr schwimmsportbegeistert seid, kennt ihr den dreimaligen Vize-Weltmeister im Winterschwimmen vielleicht. Oder, wenn ihr die Stuttgarter Zeitung lest. Dort schreibt er auch. Nun startet er bei uns die Kolumne #martinmachts auf »Hallo Ludwigsburg«. Let’s go — oder besser: Let’s swim!
Die Idee ist vielleicht ein bisschen verrückt, aber nur ein klein bisschen. Meinem Schwimmerfreund Lars und mir kommen gelegentlich schräge Ideen in den Kopf — die müssen dann raus aus dem Schädel und verwirklicht werden.
Wir sind mitten im ersten Corona-Winter bei -1°C Wassertemperatur vor Sylt in der Nordsee gekrault und bei den Weltmeisterschaften im Winterschwimmen in einem See in den slowenischen Alpen gestartet. Zum Beispiel. Irgendwann hat Lars mir erzählt, dass sein alter Fiat 500 im Jahr 1972 gebaut worden ist. Meine schnelle Antwort: Da müssen wir 2022 was draus machen — 2022 wird der knallrote Kleinwagen aus Italien 50! Während einer längeren Autofahrt in einem fast so alten Wohnmobil durch Pandemie-Deutschland haben wir die Idee dann fortgesponnen. Und jetzt ist es so weit:
Ende August fahren wir mit dem famosen Fiat 500 an fünf Tagen durch fünf Länder und schwimmen in fünf Gewässern.
Wir werden in Deutschland, in Liechtenstein, in Österreich, in der Schweiz und in Italien jeweils in einem See oder in einem Fluss schwimmen — vielleicht jeweils fünf Kilometer. Würde ja passen zu unserem Projekt mit den vielen Fünfen.
Abstecher in künftige Ludwigsburger Partnerstadt Bergamo
Erstes Ziel in Italien ist der Lago Maggiore. Schluss soll dort aber noch nicht sein. Kurzfristig haben wir einen Abstecher nach Bergamo dazu genommen, hin und zurück vom beziehungsweise zum Lago nochmal knapp 300 Kilometer für uns und den 500er. Die Stadt in Norditalien soll im Herbst die neue Ludwigsburger Partnerstadt werden. Deshalb müssen wir da unbedingt auch noch hin!
Die Tour rollt am Samstag, 27. August, um 9 Uhr auf dem Rathaushof Ludwigsburg los.
Wir werden von der Ersten Bürgermeisterin Renate Schmetz höchst offiziell verabschiedet. Wir könnten also behaupten, wir seien erste Botschafter der neuen Städtefreundschaft. Jedenfalls freuen wir uns über alle, die uns am 27.08. verabschieden mögen. Genauso freuen würden wir uns, wenn es der Stadtverwaltung Ludwigsburg gelingt, Menschen aus Bergamo zu finden, die uns am letzten Tag der Tour, am 31. August, empfangen. Die uns bestenfalls ein bisschen durch die Stadt führen und erzählen von Bergamo heute und anno dazumal.
In welchen Gewässern wir schwimmen?
Wissen wir noch gar nicht. Und wo wir Station machen auch nicht. Nur der Bodensee und der Lago sind gesetzt. Gut möglich, dass wir gleich am ersten Tag die längste Etappe wuppen, bis nach Sankt Gallen in der Schweiz. In der Stadt lebt und arbeitet nämlich ein weiterer Schwimmfreund von mir, Claus. Claus hat uns eingeladen. Mit ihm habe ich in der 1980er-Jahren beim SV Ludwigsburg trainiert.
Autohaus Winkler in Asperg spendiert Oldtimer-Inspektion
Mit unserer Aktion wollen wir in erste Linie Spaß haben, klar. Aber wir wollen auch zeigen: Man muss nicht super weit weg fahren oder viel Geld ausgeben, um Abenteuer zu erleben. Man muss auch keine großen, teuren Autos fahren. Ein fünf Jahrzehnte alter Mini-Pkw tut’s allemal. Viele Expertinnen und Experten streiten ja bekanntlich wie die Kesselflicker über diese Frage: Welche Autos sind weniger umweltschädlich? Wir folgen einfach mal jenen, die sagen, es sei allemal besser, Autos so lange wie möglich zu fahren. Das sei besser, als alle paar Jahre einen Neuwagen zu kaufen. Denn bei der Produktion neuer Luxuskarossen entsteht womöglich weit mehr CO2 als Lars’ 500er aus dem Auspuff bläst. Der Fiat wird vor dem Start nochmal komplett durchgecheckt — danke an Markus Winkler vom Fiat-Autohaus Winkler in Asperg für die kostenfreie Inspektion.
Wir suchen noch Tour-Quartiere und Gewässer-Tipps
Erstes Schwimmen also voraussichtlich im Bodensee, letztes im Lago Maggiore. In Liechtenstein ist die Auswahl nicht so groß, wir werden uns spontan entscheiden. Es könnte der Gänglersee werden, laut der Zeitschrift Geo der einzige Bergsee des Landes. Für Österreich und die Schweiz sind wir offen für Vorschläge. Wer sich auskennt, möge sich melden, vielen Dank schon mal. Und wer uns auf dem Weg nach Italien ein Quartier bieten kann, ist auch willkommen. Ruft an, mailt uns! Wir haben ein Zelt im Gepäck, benötigen also nur eine Wiese und ein WC.
Mit kleinen Mikro-Abenteuerreisen nach diesem Prinzip habe ich ein bisschen Erfahrung. Ich bin mal mit einem SVL-Schwimmkumpel durch den Neckar gekrault, von Sulz bis nach Mannheim, zwei Wochen lang, etwa 300 Kilometer weit. Wir sind immer bei Menschen untergekommen, die von unserer Aktion gehört hatte und uns oft ganz spontan ein Nachtquartier angeboten haben.
Die Geschichte über die Reise im roten Fiat 500 von Ludwigsburg an den Lago ist der Auftakt meiner neuen Kolumne »Martin macht’s«.
Fortan schreibe ich gelegentlich über Dinge, die ich tun und nicht lassen kann, Aktionen, an denen ich teilnehme, und Arbeiten, die ich erledige, um darüber auf »Hallo Ludwigsburg« zu berichten.
Über den Autor
Martin Tschepe, Jahrgang 1965, lebt in Ludwigsburg, im Remstal und in Hörnum auf Sylt. Er hat Sozialarbeit und Journalismus in Stuttgart und in Jerusalem studiert, war rund 20 Jahre lang als Redakteur der Stuttgarter Zeitung fest angestellt. Der Adenauer-Lokaljournalistenpreis-Träger arbeitet seit 2020 als freier Auto, Fotograf und Swimguide. Seit 1974 ist er Mitglied beim Schwimmverein Ludwigsburg. Sein größter sportlicher Erfolg: dreimal Vize-Weltmeister im Winterschwimmen.
Über seinen Schwimmfreund
Lars Mack, Jahrgang 1975, lebt in München, deshalb hat der kleine Fiat 500 auch kein LB-Kennzeichen. Lars hat mal Metzger gelernt und den Meister gemacht. Länger her. Seine Eltern hatten eine Metzgerei in Nattheim bei Heidenheim. Seit rund 20 Jahren arbeitet er als Polizist in der bayerischen Landeshauptstadt. Lars ist Reserveoffizier der Marine und gelegentlich für die Nato im Einsatz. Sein größter sportlicher Erfolg: Lars ist ein Iron Iceman, er hat einen Ironman-Triathlon gefinished und ist die Eismeile geschwommen, 1606 Meter weit bei weniger als fünf Grad Wassertemperatur.
Veröffentlichung: 21. August 2022
Autor: Martin Tschepe
Bilder: Martin Tschepe