Nadja macht Mütter stark
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Mutter werden lief in Ludwigsburg die letzten Jahre oft so: Kaum hat eine Frau den positiven Schwangerschaftstest in der Hand, sucht sie verzweifelt nach einer Hebamme.
Wenig später telefoniert sie lange Listen ab, um noch einen Platz in einem Geburtsvorbereitungskurs zu ergattern. Eine Doula-Begleitung während der Geburt ist nirgends zu finden. Nach der Geburt ruft die Frau wieder überall an und bemüht sich um einen Rückbildungskurs. Mit der Verarbeitung der Geburtserfahrung wird sie allein gelassen. Hinzu kommt, dass sie beim Niesen den Urin nicht halten kann (der schwache Beckenboden!). Und zu guter Letzt leidet sie unter ihrer Bauchspalte, die sich einfach nicht schließen will.
Sie ist erschöpft und hätte sich vielleicht nichts sehnlicher gewünscht als einen Ort, an dem sie all ihre Bedürfnisse erfüllt bekommt. So einen Ort für (werdende) Mamas gibt es jetzt in Ludwigsburg.
Im Frauen-Kompetenz-Zentrum »Neugeboren Ludwigsburg« treffen sich Frauen in wohlig-intimer Atmosphäre zu verschiedenen Kursen, um sich auf die anstehende Geburt vorzubereiten, um die Bedürfnisse ihres Babys besser zu verstehen oder um ihrem Körper und der Seele nach der Geburt etwas Gutes zu tun. Die Räumlichkeiten sind liebevoll eingerichtet und strahlen Ruhe und Gemütlichkeit aus.
Nadja Dörner
Die Gründerin von »Neugeboren Ludwigsburg« hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schwangere und Mütter (und neuerdings auch Väter) rund um die Geburt zu begleiten.
Die Mutter von drei Söhnen ist ausgebildete, hebammengeschulte Mütterpflegerin, FamilienLotSinn sowie Beckenboden- und Rektusdiastase-Therapeutin.
Nadja Dörner von
»Neugeboren Ludwigsburg«
im Interview mit Tabea Lerch
»Nadja, dein Ziel ist es, schwangere Frauen und frischgebackene Mütter kompetent und ganzheitlich zu betreuen. Warum?«
»Weil es eine solche Rundumbetreuung so selten gibt! Bei meinem dritten Kind habe ich leider sehr hart selbst erfahren müssen, wie es ist und welche Folgen es hat, wenn man das nicht hat. Um mich hat sich keiner gekümmert.«
Einjähriges Jubiläum im Januar 2021
Das Frauen-Kompetenz-Zentrum in Ludwigsburg entstand also aus eigener Betroffenheit heraus. Nadja eröffnete es im Januar 2020. Vorher arbeitete sie bereits drei Jahre lang als Mütterpflegerin. Die Ausbildung hierzu absolvierte sie berufsbegleitend neben ihrem Hauptjob an den Wochenenden.
Nadja ist ehrgeizig. Sie wollte alles lernen, was sie für ihre Arbeit als Mütterpflegerin als wichtig erachtete. Also machte sie neben der Ausbildung auf eigene Faust noch Praktika im Kreißsaal, übte Nähen und Fäden ziehen und besuchte Beckenbodenkurse. Zwar zieht sie als Mütterpflegerin selbst keine Fäden, aber ihr ist wichtig zu wissen, wie es geht und wie heilende Kaiserschnittnarben aussehen sollten. Damit sie die Mütter zum Arzt schicken kann, wenn sie erkennt, dass etwas nicht stimmt.
»Warum hat es dir nicht mehr gereicht, als freiberufliche Mütterpflegerin zu arbeiten?«
»Mir ist schon immer im Kopf herumgeschwirrt, dass es so ein Zentrum für die Frauen braucht. Und wenn ich eine Idee habe, dann mache ich das. Den Businessplan für das Frauen-Kompetenz-Zentrum habe ich letztes Jahr im Balkan-Urlaub geschrieben. Im September kamen wir aus dem Urlaub zurück und im Januar bin ich mit dem ersten Kurs an den Start gegangen.«
Wow, das klingt nach einer echten Powerfrau!
Und genau diesen Eindruck macht Nadja Dörner auch auf mich. Man merkt sofort, dass sie hierfür brennt und spürt, wie sehr ihr »Neugeboren Ludwigsburg« am Herzen liegt. Rein rechtlich gesehen hat jede schwangere Frau einen Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme. Leider versagt das Gesundheitssystem seit einigen Jahren, weil es nicht genug Hebammen gibt. Nadja versucht, diese Lücke zum Wohle der Frauen zu füllen. Sie kann und möchte jedoch keine Hebamme ersetzen.
Nadja möchte Müttern ersparen, was sie selbst erleben musste.
Aus dieser Motivation heraus ist ein toller Ort entstanden, an dem man sich direkt wohl und geborgen fühlt. Das liegt auch am angenehmen Duft, der einem entgegen strömt, wenn man die Treppen zum Obergeschoss der Osterholzallee 42 in der Ludwigsburger Weststadt hinaufsteigt. Daran, dass man am Eingang die Schuhe auszieht und mit Socken oder Pantoffeln weiterläuft. Und an der Liebe, mit der die Räume eingerichtet sind und sicher auch an der Farbwahl: weiß-rosa.
Von Beginn an läuft es gut, sagt Nadja, und die Kurse bei »Neugeboren Ludwigsburg« seien fast immer ausgebucht. Am beliebtesten sind derzeit die Beckenbodenkurse, die von Frauen direkt nach dem Wochenbett und auch Jahre später noch besucht werden, wenn sie merken, dass ein Training dieser bedeutenden Muskelschichten dringend nötig ist.
Für die Mütter da sein: Begleitung im Wochenbett
Ein wesentlicher Teil von Nadjas Arbeit ist die Mütterpflege. Frauen, die keine Hebamme bekommen haben, oder deren Hebamme nur wenig Zeit für sie hat, können sich eine zertifizierte Mütterpflegerin ans Wochenbett holen.
Warum ist dir die Tätigkeit als Mütterpflegerin so wichtig?
»Ich begleite den Start ins Leben, das ist so viel wert. Das wissen die Mütter allerdings erst nachher, wenn es schlecht gelaufen ist.«
Nadja trifft viele Frauen, die ihre Kaiserschnittgeburt nicht verarbeitet haben, oder bei denen das Bonding und das Stillen nicht geklappt hat.
Einfach, weil niemand da war, um es ihnen in Ruhe zu zeigen und sie in dieser Phase zu begleiten. Nadja hingegen nimmt sich Zeit: »Sprechen macht einen großen Teil meiner Arbeit aus. Ich sitze oft bei der Frau und weine mit ihr.« Damit geht sie auf die Bedürfnisse vieler Frauen ein, die oft von ihrer Geburtserfahrung erzählen und das Erlebnis verarbeiten wollen.
Nadja scheint ihre Sache gut zu machen. Denn die Frauen, die im Wochenbett von ihr begleitet wurden, sind voll des Lobes. So schreibt Michaela aus Remseck: »Eine bessere Betreuung im Wochenbett wird nur sehr schwer zu finden sein!« Und Vanni berichtet: »Sie war einfach da! An meiner Seite und nur für mich! Sie hat mir zugehört und alle meine Ängste und Gedanken verstanden!« Ich verstehe, dass Nadja ihre Arbeit als Mütterpflegerin erfüllt. Schön, wenn man so eine große Hilfe sein kann.
Was macht eine Mütterpflegerin?
Eine zertifizierte, hebammengeschulte Mütterpflegerin unterstützt dort, wo die Tätigkeit der Hebamme aus zeitlichen und organisatorischen Gründen enden muss: Bei der Begleitung der jungen Mutter nach der Entbindung und der täglichen Pflege des Babys.
Auch hilft die Mütterpflegerin als sogenannte FamilienLotSinn bei der Organisation des Familienalltags mit seinen vielfältigen Aufgaben. Die Ausbildung erfolgt berufsbegleitend und dauert ein Jahr.
Übrigens: Diese Leistung wird von einigen Krankenkassen bereits bezahlt. Und wenn nicht? »Dann koste ich kein Vermögen«, findet Nadja, »jeder Elektriker ist teurer als ich«.
Was sind deine Aufgaben in der Mütterpflege? Was machst du mit den Müttern?
»Ich mache ganz viele tolle Sachen mit den Müttern. Wenn es nach Kaiserschnittgeburten Schwierigkeiten mit dem Bonding gab, mache ich beispielsweise Bonding-Bäder. Dabei baden die Mutter und ich das Baby bei gedimmtem Licht in fruchtwasserwarmem Wasser und legen es anschließend auf die nackte Haut der Mutter. Im Prinzip spielt man die Bondingphase nach der Geburt noch einmal durch. Für so etwas habe ich einfach Zeit.
Ich helfe auch dabei, dass die Mutter eine harmonische Stillbeziehung zu ihrem Kind hat. Gerade Erstgebärende haben unzählige Fragen. Viele wissen nicht, wie sie ihr Kind heben, wickeln und tragen sollen. Für diese Themen bin ich da.«
»Ich unterstütze die Frauen auf ihrem Weg zum Muttersein.«
Nadja Dörner
Was brauchen die Mütter am meisten?
»Selbstbewusstsein! Viele müssen erst lernen, ihrem Instinkt zu folgen. Dabei unterstütze und stärke ich sie. Damit sie nicht bei jeder Kleinigkeit googeln. Damit sie lernen, ihren Gefühlen zu vertrauen und Muttergefühle zuzulassen. Und damit sie nicht ständig andere fragen müssen, was sie tun sollen. Ich unterstütze die Frauen auf ihrem Weg zum Muttersein.«
Welche Unterschiede erlebst du in den Familien, die du besuchst?
»Besonders aufgefallen ist mir die unterschiedliche Achtung, die den Müttern zugestanden wird. Viele ausländische und migrantische Frauen, die ich besuche, werden von ihrem Partner und der Familie auf Händen getragen und sehr umsorgt. Diese migrantischen Frauen leisten sich auch gern eine Mütterpflegerin. Sie sagen: ›Ich bin mir das wert und du tust mir gut. Und wenn die Krankenkasse es nicht zahlt, zahle ich eben selbst.‹ Deutsche Frauen dagegen wollen sehr schnell wieder in ihre Hosen hineinpassen und zum Alltag zurück. Da merke ich große kulturelle Unterschiede.«
Gibt es etwas, das du den Schwangeren sagen willst?
»Mütterpflegerin ist so eine wertvolle und tolle Aufgabe. Jede Frau sollte es sich wert sein, sich das zu leisten und sich von einer geburts- und lebenserfahrenen Frau begleiten zu lassen.«
Warum ist eine Begleitung von Müttern nach der Geburt in Nadjas Augen so wichtig?
Die Einhaltung des achtwöchigen Wochenbetts verschwinde in unserer Kultur immer mehr. Die Mütter gehen sehr früh wieder einkaufen, kochen, etc., statt ihrem Körper und der Seele nach der Schwangerschaft Ruhe zu gönnen. Mir kommt das ehrlich gesagt selbst bekannt vor. Kennen die Mütter unter euch das auch?
Bauchspalten schließen und Beckenbodenmuskeln stärken
Auch die Rektusdiastase-Angebote von Nadja werden stark nachgefragt. Die Therapeutinnen-Ausbildung hierzu hat Nadja noch obendrauf gesetzt. Zur Erklärung: Unter einer Rektusdiastase leiden Mütter nach der Geburt, wenn der Spalt zwischen den geraden Bauchmuskeln sich nach einer Geburt nicht zurückbildet.
Svenja M. aus Tübingen, die bei ihr zur Rektusdiastase-Behandlung war, schreibt: »Total verzweifelt und kurz vor der OP habe ich Nadja gefunden. Ich habe soooooo viel Lebensfreude und Selbstbewusstsein wie seit Jahren nicht mehr und bin voller Dankbarkeit! Hätte ich sie doch nur schon früher gefunden, dann hätte ich mir einen langen Leidensweg erspart!«
Warum leiden die Frauen so sehr und warum ist deine Rektusdiastase-Therapie so erfolgreich?
»Sie haben Verdauungsprobleme, Haltungsprobleme, Rückenschmerzen und fühlen sich sehr unwohl, wenn sich der Darm ständig nach außen wölbt. Sie haben oft schon vieles ausprobiert und es hat ihnen nicht geholfen. Ich helfe ihnen mit einer speziellen Atemtechnik in Kombination mit einem speziellen Trainingsprogramm. Zusätzlich/ergänzend wende ich einen speziellen Griff, den Heller-Handgriff, an. Und natürlich müssen die Frauen zuhause ihre Übungen machen. Ich schließe alle Spalten [lacht].«
Warum ist Beckenbodentraining so wichtig?
»Viele Frauen wissen nicht, dass sie spätestens in den Wechseljahren Probleme bekommen, wenn sie sich nach der Geburt nicht genug um ihren Beckenboden kümmern. Zum einen werden sie inkontinent, zum anderen fühlen sie weniger beim Sex.
Was mich in dem Zusammenhang wirklich erstaunt hat: Von durchschnittlich acht Frauen in meinem Rückbildungskurs haben nur zwei sich einmal mit dem Spiegel unten herum angeschaut. Ich kann das gar nicht verstehen. Wenn man die liegende Acht — die weibliche Unendlichkeit aus Scheide, Damm und Anus — nicht bildlich im Kopf hat, weil man sie sich nie angesehen hat, wie will man im Beckenbodentraining dorthin finden?«
Und warum gibt es hier keine Baby-Massage-Kurse oder Rückbildung mit Baby?
»Ich liebe Babys. Aber hier möchte ich keine Babys haben. Die Frauen sind hier allein und haben hier ihre Ruhe, denn Rückbildung mit Baby bringt nichts. In meinen Rückbildungskursen sind die Frauen hochkonzentriert und sagen anschließend: Achso, DAS ist der Beckenboden!«
Wie wunderbar, dass es diesen Ort in Ludwigsburg gibt.
Nadja, ich danke dir für dieses Gespräch und wünsche dir alles Gute.
Rundumversorgung im Frauen-Kompetenz-Zentrum Ludwigsburg
Bei »Neugeboren Ludwigsburg« findest du Angebote für fast alle Bedürfnisse von Frauen rund um die Geburt: Geburtsvorbereitung, Yoga prenatal und postnatal, Doula-Begleitung unter der Geburt, Hypno-Birthing, Beckenbodenkurse, Trauma-Therapie, Rektusdiastase, Baby-Schlaf-Coaching, Ernährungsberatung, Outdoor »Fit mit Baby«, Workshop Schreibaby, Workshop Zwergennotfall, Workshop Beikost, und für die Väter: Workshop »Mann kann«. Für jeden Kurs hat Nadja Dörner eine Expertin mit spezieller Ausbildung im Team.
Ganzheitliches Angebot: Selbst Traumatherapie wird im Frauen-Kompetenz-Zentrum angeboten, »denn mir war wichtig, dass auch Frauen, die eine schlechte Geburt hatten oder ein Baby verloren haben, hier aufgefangen werden«, erklärt Nadja.
Wichtig zu wissen: Bei den Angeboten handelt es sich um private Leistungen. Die Kursleiterinnen sind keine Hebammen. Sie können und wollen diese auch nicht ersetzen. Auf Wunsch arbeiten sie gerne eng mit deiner Hebamme zusammen.
Corona-Hinweis: Kurse zur Geburtsvor- & -nachbereitung sind weiterhin erlaubt. Es gelten die üblichen Hygienemaßnahmen und zusätzlich sorgt ein Luftreiniger für saubere Luft in den Kursräumen.
»Neugeboren«
Frauen-Kompetenz-Zentrum
Nadja Dörner
Osterholzallee 42 · 71636 Ludwigsburg
Telefon: 0177 7159332
www.neugeboren-ludwigsburg.de
Veröffentlichung: 15.01.2021
Text: Tabea Lerch
Bilder: Deborah Schulze