Eine Stadt summt: 100 Bienenweiden für Ludwigsburg
Ein Herz für Bienen!
Noch bevor wir unseren Cityblog im Juni gelauncht haben, hab ich mich für das Projekt »1000 Bäume für Ambato — 100 Bienenweiden für Ludwigsburg« angemeldet. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich darauf aufmerksam wurde. Fakt ist: Die fleißigen Tierchen brauchen unsere Hilfe. Und wir brauchen sie. Außerdem mag ich Bienen. Ich bin ja selbst fast eine. Zumindest vom Namen her:
Deborah bedeutet »Biene«!
Beet, Flachdach, Feld — Freiflächen sinnvoll nutzen
Wir haben uns beim Bienenweiden-Projekt mit 30 Quadratmeter Carportdach angemeldet und großzügig kleine Hauswurz- und Sedum-Pflanzenableger ausgestreut. Eher bekannt als Fetthenne oder Mauerpeffer, blühen sie im Spätsommer bis lange in den Herbst hinein. Perfekt für sandige, steinige und sonnige Standorte wie unser Flachdach — und wohl sehr beliebt bei den kleinen Brummern. Noch blüht da nichts, aber ich beobachte das! Dafür summt und brummt es in unseren bereits angelegten Beeten zwischen Lavendel, Allium, Schleierkraut, Thymian und Blauraute.
»Selbst eine gemähte, grüne Wiese ist besser als ein Steingarten.«
Volker Kugel
Bis vor kurzem lagen im Rathaus Ludwigsburg und im Honorarkonsulat Ecuador am Marktplatz noch kostenlose Samentütchen vom NABU aus für alle, die kleine Flächen bis fünf Quadratmeter in Eigenregie anlegen wollten. Seit Mitte Juli sind die Gärtner des Blühenden Barocks und Schüler des Jugendnetzwerks unterwegs und unterstützen einen Großteil der Teilnehmer_innen in deren Gärten. Volker Kugel, Gartenexperte und Direktor des Blühenden Barocks, hatte uns zuvor bei einer Infoveranstaltung wertvolle Tipps und Einblicke dazu gegeben.
Mit Volker Kugel durchs Blühende Barock
»Klar ist, diese Gartenfläche gehört dann den Tierchen. Und nicht mehr den Menschen.«
Volker Kugel
Im Rahmen des Bienenweiden-Projekts wurden alle angemeldeten Teilnehmer_innen Ende Juni ins BlüBa eingeladen. Volker Kugel zeigte uns bei einem Spaziergang durch den Barockgarten zahlreiche insektenfreundliche Pflanzen und erklärte uns sehr anschaulich, worauf es beim Anlegen einer wilden Blumenwiese ankommt. Für alle, die das auch vorhaben, gibt es ein kurzweiliges Video aus seiner Grünzeug.TV-Reihe — scrollt einfach etwas weiter runter, da hab ich es euch eingefügt.
Übrigens: Bereits etwa 40 Teilnehmer_innen haben sich im Rahmen des Klimapartnerschaftsprojekts »1000 Bäume für Ambato — 100 Bienenweiden für Ludwigsburg« für die Bienenweiden gefunden. Im Frühjahr 2020 soll die zweite Welle folgen.
Mit kostenlosen Samen eine heimische Wildblumenwiese anlegen — machst du mit?
Für dieses Jahr ist die Pflanzrunde abgeschlossen. Aber für nächstes Frühjahr werden noch Menschen aus Ludwigsburg gesucht, die sich ebenfalls am Projekt »100 Bienenweiden für Ludwigsburg« beteiligen wollen.
Bist du dabei? Jeder Quadratmeter zählt!
Dann wende dich per E-Mail an Florian Tögel (Referat nachhaltige Stadtentwicklung, Stadt Ludwigsburg), er versorgt dich mit weiteren Infos.
So gehts: Eine Bienenwiese anlegen in vier Schritten
Ich hab Volker Kugel ja nun live erlebt bei dem BlüBa-Rundgang zum Thema »Bienenweiden«. Und er ist tatsächlich so, wie in seinen Grünzeug.TV-Videos: Auf den Punkt, immer mit einer Prise schwäbischem Humor und kurzweilig erklärt. Macht einfach Spaß, ihm zuzusehen.
Tipps für bienenfreundliche Gärten
Wild- und Honigbienen bei ihrer Arbeit zu helfen, ist ganz leicht. Selbst auf einem Balkon, einer Dachterrasse oder einer Ecke im Garten kann mit einfachen Mitteln viel getan werden, um Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten Naturraum zu bieten. Beim NABU Deutschland gibts eine große Fülle an konkreten Infos, wie wir Insekten in unsere Nähe locken und halten können. Im umfangreichen Bienenweidenkatalog kann unter anderem nach Pflanzennamen, Blütenfarbe, Blütezeit oder Standort gesucht werden. Und auch unter www.bwblühtauf.de gibt es jede Menge nützlicher Tipps, um Wildbienen Lebensraum zu schenken.
Diese »heimischen Pflanzen« bieten jetzt und bis in den Herbst hinein eine große Auswahl für fleißige Brummer:
Wilder Majoran
Zottiges Weidenröschen
Acker-Kratzdistel
Schwarze Flockenblume
Roter Zahntrost
Gemeiner Augentrost
Wilde Engelwurz
Gemeiner Efeu
Sedumarten wie Mauerpfeffer und Fetthenne in allen Sorten
Astern
Blühender Klee auf der Wiese
Große Freude haben Bienen, Hummeln & Co. natürlich auch an Lavendel, Phlox und den Allium-Sorten. Und falls ihr Kräuter liebt: Echter Thymian, Borretsch und Kapuzinerkresse sind als Bienenweide ebenfalls sehr beliebt. Ich bin richtig begeistert, wenn ich sehe, wie viele Insekten da herum schwirren.
Willst du wissen, welche Insekten bereits in deinem Umfeld kreuchen und fleuchen?
Dann nimm dir zwischen dem 02. und 11. August 2019 eine Stunde Zeit und mach mit beim »Insektensommer«, der bundesweiten Zählaktion zur Artenvielfalt von der naturgucker.de-Community und dem NABU.
Fotowettbewerb »Baden-Württemberg blüht« auf Instagram
Im Rahmen von www.bwblüht.de veranstaltet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) bis 31. Oktober 2019 einen Fotowettbewerb. Hier gibts weitere Infos zu den Teilnahmebedingungen.
Wenn du im Frühjahr selbst aussäen willst:
Die Mischung machts — Blumensamen für Süddeutschland
Im Norden wachsen andere Insektenweiden als im Süden, Osten oder Westen. In jeder Region gibt es unterschiedliche Wildblumen, Kräuter und Pflanzen, die dort heimisch sind (oder waren) und fürs ökologische Gleichgewicht wichtig sind. Deshalb macht es Sinn, eine Saatgutmischung zu verwenden, die regionsspezifisch abgestimmt ist.
Bei meiner Recherche zu Wildblumenmischungen bin ich auf Mellifera gestoßen. Der Verein bezeichnet sich als Pionier für wesensgemäße Bienenhaltung und setzt sich seit 1985 (Funfact: ein Jahr früher bin ich geboren) für den Schutz der Bienen ein. Eins ihrer Projekte ist das Netzwerk Blühende Landschaft — ein Zusammenschluss von Akteueren der Landwirtschaft, Imkern und Naturschützern. Und die haben unter anderem Saatgutmischungen »für alle Himmelsrichtungen« zusammengestellt. Ganz spannend, was es da alles gibt.
Und was ist jetzt mit den 1000 Bäumen für Ambato?
Die sind Teil des Plans »Rettet das Klima! — Pflanzt Bäume«
Ich hab noch weiter recherchiert. Einer Studie zufolge soll die Aufforstung eine der effektivsten Maßnahmen gegen den Klimawandel sein.¹ Weil die Erderwärmung aber dazu führt, dass Bäume schneller wachsen als bei Kälte, und früher sterben (und dann das gebundene CO2 wieder freisetzen), kommt es nicht alleine auf eine Bewaldung an. Es braucht generell weniger CO2-Freisetzung und eine Reduzierung fossiler Brennstoffe wie Kohle und Öl. Forscher haben jedoch berechnet, dass die neuen Wälder bis zu zwei Drittel des durch Menschen gemachte CO2 speichern können. Dafür müssen sie aber bald gepflanzt werden — schließlich brauchen sie ja eine Weile, bis sie herangewachsen sind.²
»Wenn Bäume WLAN-Signale senden würden, würde der Mensch mehr davon pflanzen.
Zu dumm, dass sie nur dieses Sauerstoffzeugs produzieren.«
Veit Klapp via Twitterperlen.de
Warum Bäume in Ecuador pflanzen?
Vor allem das kleine Land Ecuador ist gebeutelt von einer beispiellosen Abholzung der letzten Jahrzehnte³ — dabei ist es ein Land mit größter Vielfalt an Pflanzen, Tieren, Ethnien, Landschaften und Klimazonen. Weil Ecuador aber über reiche Erdölvorkommen verfügt, stehen zwischenzeitlich wirtschaftliche Interessen vor dem Umweltschutz.⁴
Ludwigsburg und Ambato — eine zentrale Stadt in Ecuador — haben vor zwei Jahren eine Klimapartnerschaft vereinbart. Das Projekt »1000 Bäume für Ambato — 100 Bienenweiden für Ludwigsburg« ist ein Teil dieser Kooperation, welche sich den gemeinsamen Schutz der Biodiversität auf die Fahne geschrieben hat. Es geht um eine nachhaltige Zukunftsgestaltung, für deren Umsetzung Bürger_innen aus beiden Städten gewonnen werden.
Aktueller Stand des Ambato-Ludwigsburg-Projekts
Um Pfingsten herum haben engagierte Menschen aus Ludwigsburg und Ambato gemeinsam rund 300 Bäume in Ecuador gepflanzt. Der erste große Schritt zum Projektziel ist gemacht. Bereits in den letzten Wochen und nächsten Tagen folgt der zweite Schritt in Ludwigsburg: Das Anlegen und Fertigstellen von etwa 40 Bienenweiden in Privatgärten, auf Flachdächern und freien Grundstücksflächen.
Im kommenden Frühjahr geht dann die nächste Pflanzrunde los. Hast du Lust bekommen, mitzumachen?
Quellen:
¹ Nature Communications (2019), Springer Nature Publishing AG. Zugriff: 15. Mai 2019.
² Forschung und Lehre, Deutscher Hochschulverband. Zugriff: 04. Juli 2019.
³ Geo.de, G+J Medien GmbH. Zugriff: 04. Juli 2019.
⁴ Kulow, Bernd (2016): Öl statt Regenwald. Zugriff: 04. Juli 2019.