Brust raus im Café

Neulich habe ich mein Baby auf dem Restaurant-Klo gestillt.

Warum? Der Kleine hatte Hunger und im Restaurant, wo wir gerade aßen, war viel los. Ständig schaute jemand vom Nachbartisch rüber. Ich konnte mich nicht so setzen, dass keiner guckt. Eine ruhige Ecke gab es auch nicht. Blieb also nur die Toilette. 

Öffentlich stillen? 

Schön war das nicht. Doch wenn man mit Baby am sozialen Leben teilhaben will, kommt man unweigerlich in solche Situationen. Brust raus oder nicht? Fragt man sich dann. Für mich hängt das stark von der Situation ab. Im schicken Restaurant ist es mir unangenehm. Sitze ich mit anderen Müttern im Café, fällt es mir leichter.  

Klimatisierte Stillräume überall

Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich in Taiwan. Findet man Stillräume bei uns in Deutschland höchstens in Shopping Malls, so sind sie hier weit verbreitet. Jeder Zug, jedes Museum und jede Sehenswürdigkeit hat einen. Oft gibt es gleich mehrere kleine Kabinen mit bequemen Sesseln, die für maximale Privatsphäre sorgen. Dazu Wasserspender, Wickelkommode, Klimaanlage und Stillkissen. Da kann das Baby in aller Ruhe satt werden.

Die Kehrseite des Stillraum-Luxus

Es ist in Taiwan völlig unüblich, in der Öffentlichkeit zu stillen. In zwei Monaten habe ich keine einzige Frau gesehen, die es tat! Plötzlich sehnte ich mich wieder nach den deutschen Gepflogenheiten zurück. Hier finden es zwar auch einige Menschen unangebracht, aber in der Regel erregt es kein großes Aufsehen, in der Öffentlichkeit zu stillen. Berichte, dass stillende Frauen aus Cafés geworfen oder angefeindet werden, sind selten (bei der zweiten Geschichte ist übrigens sehr lesenswert, wie der Kellner reagierte!).


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Darf man das Stillen in der Öffentlichkeit überhaupt verbieten?

Hier gibt die Antidiskriminierungsstelle des Bundes klare Antwort: »Wenn Müttern verboten wird, ihr Baby an öffentlichen Orten zu stillen, dann ist das ganz klar eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts«, so Christine Lüders, Leiterin der Beratungsstelle. 

Meine Haltung dazu dürfte klar sein: Wenn ein Baby Hunger hat, soll es essen dürfen. Egal wo. Mit Stillkleidung lässt sich das auch relativ diskret bewerkstelligen. Oft merken es die Leute um einen herum gar nicht mal, dass man gerade stillt. Und: Mit Baby unterwegs zu sein, ist anstrengend genug. Darum sollte Müttern und Babys das Füttern so leicht und angenehm wie möglich gemacht werden. 

 

Liebe Mütter: Wo stillt ihr in Ludwigsburg?

Wie geht euch das in Ludwigsburg? Haben die Mütter unter euch einen Ort, wo ihr gern öffentlich stillt? Wenn ja, dann kommt der aktuelle Wettbewerb des Hebammenverbands Baden-Württemberg und des städtische Fachbereichs Sport und Gesundheit gerade recht. Sie wollen im Rahmen der Weltstillwoche für das Thema sensibilisieren und rufen stillende Mütter auf, ihren Lieblings-Still-Ort zu teilen.

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Foto-Wettbewerb:
Stillen in der Stadt macht satt

Mache ein Foto von dir beim Stillen an dem Ort in Ludwigsburg, an dem du gern öffentlich stillst und lade es hier hoch. Zu gewinnen gibt es drei Familien-Fotoshootings mit einem Abzug deines Lieblingsbildes. Das Ganze läuft noch bis zum 11. September 2019. Weitere Infos zum Wettbewerb (inklusive weiteren Preisen) findest du hier.


Drei Tipps für stillende Mamas in Ludwigsburg

01. Du suchst nach genau so einem Ort und hast ihn noch nicht gefunden? Dann schau doch mal in diese Broschüre hinein. Hier sind stillfreundliche Orte in Ludwigsburg aufgelistet. 

02. Allein stillen ist öde? Dann besuche den monatlichen Stilltreff im Didymos-Laden oder bei gutem Wetter auf der Bärenwiese. Er findet jeden 3. Mittwoch im Monat von 9:30 Uhr bis 11:00 Uhr statt.

03. Du bekommst ein Baby oder suchst Unterstützung beim Stillen? Dann melde dich zum Stillvorbereitungs-Workshop am 23.09.2019 bei Stillberaterin Katja König in Eglosheim an.

Entspanntes Stillen und Wickeln in der Stadt: Gut sichtbare Aufkleber zeigen an rund 60 Einrichtungen, Geschäften und Gastronomiebetrieben in Ludwigsburg, wo das mindestens möglich ist.


Hattet ihr schon mal ein öffentliches Stillerlebnis, von dem ihr erzählen wollt?

Als männlicher »Zuschauer« zum Beispiel. Oder als stillende Frau. Stört es jemanden? Oder ist es völlig normal? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Bildquellen:
Titelbild Babyhand: Jordan Whitt
Baby an der Brust: Public Domain Pictures
Stillende Mama im Grünen: Dave Clubb
Babyfreundliches Ludwigsburg: Deborah Schulze
Babyfüße: Wes Hicks